Infos zum Text: Das Buch der Richter

Diesen Vers sollte man kennen:

„Und eine andere Generation kam nach ihnen auf, die den Herrn nicht kannte und auch nicht das Werk, das er für Israel getan hatte. Da taten die Söhne Israel, was böse war in den Augen des Herrn, und dienten den Baalim.“ (Richter 2,10.11)

Datierung der Richterzeit

Man kann leicht feststellen, dass das Buch folgende Zeitspanne umfasst: Es beginnt mit dem Tod Josuas und endet vor der Zeit des Propheten Samuel und des ersten Königs in Israel, Saul. Schwieriger wird es, wenn man das alles in Jahreszahlen ausdrücken will.

Samuel wurde vielleicht 1100 v. Chr. geboren. Damit hat man das Ende der Richterzeit. Der Beginn hängt von der Frage ab, wann der Auszug aus Ägypten anzusetzen ist. Die konservative Position setzt ihn auf etwa 1450 v. Chr. an. Daran schließt sich die Zeit der Wüstenwanderung an und die Zeit, in der Josua tätig war. Somit könnte man den Beginn der Richterzeit auf etwa 1370 v. Chr. ansetzen. Das Buch umfasst also eine Spanne von rund 300 Jahren.

Wenn man alle Zeitangaben im Buch der Richter addiert, dann kommt man aber auf über 400 Jahre. Das ist kein Widerspruch, weil die meisten Richter nur regional tätig waren und es auf diese Weise durchaus Überschneidungen von Amtszeiten geben konnte. Ein Mann wie Simson war nur an der „Westfront“ tätig, also im Konflikt mit den Philistern. Unsicher in der Datierung sind die letzten fünf Kapitel des Buches. In ihnen kommen keine Richter vor, sondern es werden ausführlich zwei besonders negative Ereignisse berichtet. Sie gehören sicher nicht in die Zeit nach dem letzten Richter, sondern sind eher in der frühen Richterzeit einzuordnen.

Die Funktion und die Zeit der Richter

Die Tätigkeit der meisten Richter war viel umfassender, als das deutsche Wort „Richter“ beschreibt. Sie waren einerseits militärische Führer, andererseits sprachen sie aber auch Recht, fällten Urteile, bekämpften den Götzendienst usw. Jedoch hatte keiner von ihnen ein Format wie etwa Josua. Sie waren regional anerkannte Autoritäten, aber keine Persönlichkeiten, die das ganze Volk führen konnten. Überhaupt macht Israel in dieser Zeit den Eindruck einer gewissen inneren Zerrissenheit. Es gab Misstrauen und Konflikte zwischen einzelnen Stämmen. Außerdem war der Einfluss der im Land verbliebenen Kanaaniter verheerend. Ihr Götzendienst höhlte das Vertrauen auf den unsichtbaren Gott aus. Zum Teil wurden sie militärisch und wirtschaftlich so stark, dass sie die Israeliten unterdrückten oder gar aus bestimmten Teilen wieder vertrieben.

Die Richterzeit war eine harte Zeit. Krieg und Vertreibung, Bedrohung und Befreiung sind in irgendeiner Form in jedem Kapitel dieses Buches zu finden.

Der Verfasser

Im Buch selbst ist kein direkter Hinweis auf den Verfasser zu finden. Die jüdische Tradition sieht aber schon immer Samuel als Verfasser an. Samuel war auf jeden Fall ein schreibender Prophet (1Sam 10,25). Der letzte Vers des Buches Richter „In jenen Tagen war kein König in Israel. Jeder tat, was recht war in seinen Augen“ passt gut zu dieser Annahme. Der Schreiber wirkt offenbar in einer Zeit, in der es einen König gab und allmählich eine stabilere Ordnung einzog – das würde gut zu Samuel passen.

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