Hinter den Kulissen – Gemeindegründung als Ehefrau unterstützen

„Gemeindegründung ist nichts weniger als die praktische Umsetzung des Missionsbefehls.“
(Ross Lester)

Im Internet findet man eine Fülle von Material über Gemeindegründung und -erneuerung. Ross Lester schreibt: „Gemeindegründung ist nichts weniger als die praktische Umsetzung des Missionsbefehls.“ Und zitiert dann Ed Stetzer: „Wir sollten bedenken, was die Apostel und Jünger taten, nachdem sie den Missionsbefehl erhalten hatten. Sie haben nicht nur evangelisiert. Sie haben sich versammelt – in Gemeinden. Nachdem die Jünger den Missionsbefehl gehört hatten, gründeten sie Gemeinden. Das sollten wir auch tun.“

Es scheint ein neues Erwachen für die Gründung neuer Gemeinden zu geben. Auf einer Konferenz haben wir kürzlich mit vielen Brüdern gesprochen, die sich im Anfangsstadium einer Gemeindegründung befinden. Sie haben sich voll und ganz der Gründung von Gemeinden verschrieben, die stabil und biblisch fundiert sind und geistlich gesinnte, der Bibel verpflichtete Leiter haben. Es ist eine wertvolle Arbeit, auch wenn sie mühsam ist.

Ich musste daran denken, dass auch die Frau eines Gemeindegründers  keine leichte Bürde trägt – das Aufbrechen im Glauben, die harte Arbeit, die Lasten. Und so viel Arbeit, die hinter den Kulissen getan wird. Lukas 9,62 kam mir immer wieder in den Sinn: „Niemand, der seine Hand an den Pflug gelegt hat und zurückblickt, ist tauglich für das Reich Gottes.“

Es wurde mir wichtig, eine Frau aufzusuchen, die ich persönlich kenne und liebe und die ein echtes Beispiel für diesen Vers ist. Ich wollte wissen, wie es ihr geht, nach fast sieben Jahren Dienst als Frau eines Gemeindegründers. Sie ist sehr authentisch, dient still und drängt sich nicht in den Vordergrund. Sie liebt ihre Gemeinde und ihre Familie. Ich nahm mir vor, sie zu ihrem Dienst zu befragen – in der Hoffnung, dass viele andere Ehefrauen von derzeitigen und zukünftigen Gemeindegründern durch ihre Berufung ermutigt werden.

Ich möchte euch Laura Anderson vorstellen. Sie ist verheiratet mit Lars Anderson. Vor sieben Jahren haben sie eine Gemeinde in Littleton (Colorado/ USA) gegründet, die aus meiner Heimatgemeinde hervorgegangen ist. Lars und Laura sind gute Freunde von uns, und wir sind dankbar, dass wir immer noch eng mit ihnen verbunden sind, auch wenn wir nicht mehr jede Woche zusammen sein können.

Was dachtest du, Laura, als Lars sich zur Gemeindegründung berufen fühlte? Konntest du das sofort voll und ganz unterstützen, oder brauchtest du Zeit, bis du dahinterstehen konntest?

Laura: Ich habe es sofort voll unterstützt. In unserer damaligen Gemeinde fiel es mir nicht so leicht, meine Rolle zu finden und meine Gaben einzusetzen. Ich freute mich auf die Gelegenheit, etwas anderes zu tun, aber gleichzeitig die Dinge zu genießen, die ich an unserer sendenden Gemeinde liebte. Sowohl die Rolle meines Mannes als auch meine Rolle in der Gemeindegründungsarbeit wurden abgeklärt – das war für uns beide gesund. Es war auch spannend für mich, in einer neuen Umgebung Teil von etwas Neuem zu sein, zusammen mit anderen Menschen zu dienen, andere Sachen zu machen. Diese Veränderung war gut für mich.

Was war für dich als Ehefrau am Anfang schwierig?

Laura: Eine Sache, mit der ich wirklich zu kämpfen hatte, war, dass einige Freunde und auch andere Geschwister, die sich für diese Gemeindegründungsarbeit gemeldet hatten, uns innerhalb des ersten Jahres verließen und zu unserer sendenden Gemeinde zurückkehrten. Es war schwer, das nicht persönlich zu nehmen und mich davon nicht entmutigen zu lassen. Ich dachte, wir hätten eine gemeinsame Vision, aber ich merkte, dass manche Leute andere Vorstellungen davon hatten, wie die neue Gemeinde sein würde. Ich wusste von Anfang an, dass wir weniger Programm haben würden, und dass es eine Menge Arbeit für uns alle sein würde, weil wir nicht so viel Geld und Mitarbeiter hatten wie die vorherige Gemeinde. Einige Leute waren darauf nicht vorbereitet und gingen in die sendende Gemeinde zurück. Das war hart.

Was hat dir Freude gemacht?

Laura: Inmitten unserer Bedürfnisse die Treue Gottes zu erleben. Zum Beispiel hat uns der Herr nach etwa einem Jahr ganz tolle Jugendleiter geschenkt, als wir garnicht erwarteten, unseren jungen Leuten etwas anbieten zu können. Eine weitere große Freude war und ist es, gemeinsam mit so vielen geistlich gesinnten Geschwistern auf eine Weise zu dienen, wie ich es vorher nie getan hatte. Ich entdeckte, dass viele Leute, die ich seit Jahren kannte, Gaben hatten, von denen ich nicht gewusst hatte.

Auf welche Weise hast du dich in der Gemeindegründung eingebracht?

Laura: Ich habe dazu beigetragen, die Sonntagssschule so zu organisieren, wie es unseren Möglichkeiten entsprach. Unsere Räume, unsere Größe und unsere Mitarbeiter waren anders als in unserer früheren Gemeinde, deshalb mussten wir Dinge anders gestalten. Ich hatte nicht erwartet, daran beteiligt zu sein, aber der Herr gab mir die Fähigkeit, dabei zu helfen. Ich wuchs in eine neue Aufgabe hinein (Sonntagsschullehrerin in der Vorschulgruppe), die ich immer noch ausübe und an der ich immer noch viel Freude habe. Ich habe mir auch große Mühe gegeben, meinem Mann die Zeit freizuhalten, die er für diesen Dienst braucht. Da er ihn neben seinem Beruf tut, war das besonders wichtig.

Wie kamen eure Kinder mit der neuen Situation zurecht?

Laura: Das war meine größte Sorge, als wir mit der Gemeindegründung anfingen, weil unsere Kinder gerade ins Teenageralter kamen und enge Freunde in unserer früheren Gemeinde hatten. Wir sind dankbar, dass der Herr jedes unserer Kinder mit einem oder zwei Freunden versorgt hat! Das machte ihnen die Umstellung leichter. Wir hielten es auch für wichtig, sie in die Vision mit einzubeziehen. Wir wollten, dass sie sich darauf freuen, das mit uns zusammen anzugehen. Sie sollten an diesem Abenteuer Anteil haben, und wir wollten, dass sie sich gern darauf einlassen.

Nach sieben Jahren in der Gemeindegründungsarbeit – was würdest du einer Frau raten, deren Mann eine Gemeinde gründen möchte?

Laura: Stelle sicher, dass er ein gutes, starkes Team von Mit-Leitern und deren Frauen hat. Er sollte es NICHT allein oder mit einem schwachen Team tun. Trefft euch als Frauen regelmäßig zum Gebet und um euch gegenseitig zu ermutigen. Wir haben das erst herausgefunden, nachdem wir eine sehr schwierige seelsorgerliche Situation durchgemacht hatten, in die fast die gesamte Gemeinde verwickelt war und die für unsere Männer und uns selbst sehr anstrengend war. Wir Ehefrauen begannen, uns regelmäßig zu treffen (ungefähr einmal im Monat), um füreinander zu beten – und seitdem haben wir nicht damit aufgehört. Die Ältesten hatten einander und trafen sich bereits wöchentlich. Wir als Frauen waren während dieses Kampfes aber etwas isoliert. Dieses Treffen war und ist für uns eine große Ermutigung. Manchmal gibt es sonst niemanden, mit dem wir reden können oder bei dem wir uns ungeschützt öffnen können, wegen der Beziehungen und Situationen in der Gemeinde, die viel Fingerspietzengefühl erfordern.

Hast du einen Bibelvers, der dir besonders wichtig ist?

Laura: Viele Verse haben mich in verschiedenen Zeiten und Situationen sehr ermutigt, aber ich glaube, der wichtigste, der mir immer wieder Kraft und Trost gegeben hat, ist Psalm 127,1: „Wenn der Herr das Haus nicht baut, arbeiten seine Erbauer vergebens daran.“ Es ist ermutigend zu wissen, dass das alles sein Werk und sein Tun ist! Wir müssen nur treu sein.

 

 

 

 

 

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