Hingabe: Weil alles andere Verlust bringt!

Unsportliche Christen?

Während des Fußballpokal-Endspiels: Der geniale Pass seines Mitspielers gibt dem Stürmer die Chance, das entscheidende Tor zu erzielen. Wenn er seine ganze Schnelligkeit einsetzt, kann er den Ball erlaufen und braucht nur noch den Torwart auszuspielen. Doch was tut der Stürmer? Anstatt mit voller Geschwindigkeit durchzulaufen, bleibt er auf halber Strecke stehen. Er winkt den Zuschauern zu, lächelt und trabt dann ganz gemächlich weiter …

Natürlich ist diese Szene nur ausgedacht. Denn jeder echte Sportler würde alle Kraft einsetzen, um die Chance zu nutzen. Wir Christen dagegen stehen in der Gefahr, solche Möglichkeiten verstreichen zu lassen, bei denen Gott uns im übertragenen Sinn „die Bälle zuspielt“! Denn wir sind überzeugt: Weil Jesus Christus den Sieg bereits errungen hat, sind wir auch ohne eigene Anstrengung schon Gewinner. Schließlich sind wir durch Glauben gerettet, nicht aufgrund unserer Leistung.

Doch Jesus Christus ist nicht nur für uns gestorben. Er ist auch auferstanden und fordert seine Jünger zu einem neuen Leben heraus. Wir sind dazu berufen, aktive Mitarbeiter im Dienst für Gott zu sein.

Das Beispiel des Paulus in Philipper 3

Paulus hat mehrfach Vergleiche zum Sport gezogen (1), um uns zu Einsatzbereitschaft, Disziplin und Zielstrebigkeit zu motivieren. So beschreibt er in Philipper 3,13-14, wie er sich ganz auf das Ziel konzentriert und mit aller Kraft läuft, um den Siegespreis zu gewinnen. Dabei geht es ihm vor allem darum, so eng wie möglich mit dem Herrn Jesus verbunden zu sein. Er kann und will kein selbstzufriedenes, ruhiges Leben führen, solange das Herzensanliegen seines Herrn nicht erfüllt ist: dass Menschen von ihren Sünden errettet werden und überall auf dieser Welt Gottes Gemeinde gebaut wird.

Diese Hingabe an Jesus Christus unterscheidet Paulus deutlich von seiner früheren „Karriere“ als Pharisäer. Damals hatte er eine Frömmigkeit praktiziert, die sein eigenes „Ich“ in den Mittelpunkt stellte. Er wollte sich bei Gott Anerkennung durch seine Abstammung, die Einhaltung des Gesetzes und den Eifer zur Verteidigung seines theologischen Systems verdienen. Doch nach der Begegnung mit Jesus bewertete er alle diese Dinge als Verlust. Denn alles, worauf er früher stolz gewesen war, hatte ihn viel zu lange davon abgehalten, Jesus Christus zu erkennen.

Paulus hatte leidvoll erfahren, wie schnell man denken kann, man diene Gott – aber in Wirklichkeit arbeitet man gegen ihn. Doch sein Rezept gegen einen falschen Eifer ist keine Passivität, sondern das Verlangen, sich noch enger an Jesus Christus zu halten. Paulus strebt nicht nach Leistung, sondern danach, Jesus mehr zu lieben: Es ist mein tiefster Wunsch, mit IHM verbunden zu sein (Phil 3,9a nach NGÜ).

100 Prozent mit und für Christus

Paulus will Jesus nachfolgen – und zwar mit aller Konsequenz. So nah, wie es nur möglich ist. Hingabe bedeutet für ihn, Jesus ähnlicher zu werden. Paulus will so leben, wie Jesus es getan hat. Er will denken und empfinden, wie Jesus gedacht und empfunden hat. Er identifiziert sich mit den Zielen, die Jesus verfolgt hat. Weil er Jesus liebt, will Paulus sich mit ganzer Hingabe für ihn und sein Reich einsetzen.

Weniger als 100 % Hingabe sieht Paulus als Verlust an. Darum ist er auch bereit, für seinen Glauben an Jesus Nachteile in Kauf zu nehmen. Er wünscht sich sogar, für Jesus zu leiden. Denn dadurch kann er Jesus noch ähnlicher werden. Natürlich bleibt das Leiden des Sohnes Gottes, der sich selbst zu unserer Rettung hingegeben hat, einzigartig. Doch die Sehnsucht nach einer totalen Verbundenheit mit Jesus motiviert Paulus bis in die Haarspitzen, nichts zurückzuhalten. Wenn es den Zielen Gottes dient, will auch er sein Leben hingeben. Paulus blickt damit weit über das Hier und Jetzt hinaus. Er lebt aus der Erwartung der Auferstehung und ist sich sicher, durch diese Identifikation mit dem Herrn Jesus seine Kraft noch viel stärker zu erfahren.

Paulus beschreibt seine innere Haltung, um uns dadurch ein Vorbild zu sein. Es schützt uns vor einer falschen Selbstzufriedenheit und einem kraftlosen Glauben, wenn wir danach streben, möglichst eng mit Jesus verbunden zu sein. Denn Christsein besteht nicht darin, eine bestimmte theoretisch-theologische Einstellung zu vertreten, sondern in einer lebensgestaltenden Beziehung zu Jesus Christus zu stehen. Darin darfst du Jesus täglich bitten, dich zu führen und dir zu zeigen, wo er dir „den Ball zuspielen möchte“.

Weil der Herr Jesus unsere Treue und Einsatzbereitschaft belohnen will, führt mangelnde Hingabe zu einem Verzicht auf Lohn. Genau darum fordert uns Philipper 3,13f mit dem Bild eines Sportlers heraus:

„Ich bilde mir nicht ein, das Ziel bereits erreicht zu haben. Eines aber tue ich: Ich … konzentriere mich völlig auf das, was vor mir liegt und laufe mit ganzer Kraft dem Ziel entgegen, um den Siegespreis zu bekommen!“

 

Fußnoten:

(1.) Z. B. in 1. Korinther 9,24; Philipper 3,13; 2. Timotheus 2,5 und 4,7; siehe auch Hebräer 12,1

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