Hilfreiche Besprechungen (Teil 3): Gute Durchführung

Die Bedeutung eines Moderators

Jemand, der ein Gespräch lenkt oder moderiert, ist für fruchtbringende Zusammenkünfte unverzichtbar. Das Verb »moderieren« bedeutet so viel wie »mäßigen«. Die Moderation soll also ein Gespräch in geregelten Bahnen halten. Ein Gesprächsführer stellt außerdem einen Ansprechpartner für die Gruppe dar und kann Besuche von Gastteilnehmern einplanen. Der Moderator soll das Miteinander verbessern und den Austausch in der Gruppe vereinfachen. Deshalb muss er »fest entschlossen sein, den Bedürfnissen der Gruppe dienen zu wollen.« (1)

Ein guter Moderator sollte folgende Dinge beachten:

Vorausdenken

Der Gesprächleiter führt die Gruppe durch eine vorbereitete Agenda hindurch. Dazu muss er vorausdenken können, nicht so sehr, was den Inhalt, sondern was den Prozess angeht. Was für eine Art von Besprechung steht an? Geht es um das Lösen von Problemen, sollen Entscheidungen gefällt oder nur Ideen gesammelt werden, oder ist es eine Mischung aus allen genannten Faktoren? Welche Informationen sollten verfügbar gemacht werden und wer sollte zugegen sein, damit die Besprechung flüssig abläuft? Wird die Sitzung schwierig oder kontrovers sein? Kann der Moderator dazu beitragen, die Anspannung unter den Teilnehmern zu minimieren? Sollte sich der Gesprächsleiter entschlossen und anweisend verhalten, oder kann er die Besprechung lockerer angehen?

Diskussionsführung

Ein guter Moderator begleitet und lenkt den Entscheidungsprozess unparteiisch, indem er dafür sorgt, dass sich jeder Teilnehmer ungezwungen äußern kann und fair behandelt wird. Er fördert die aktive Teilnahme der Gruppe und schützt sie vor einseitiger Dominanz. Er weiß, wie er mit »Schwaflern« umgehen muss, die – so bemerken Roger Mosvick und Robert Nelson in ihrem Buch zum Thema Gesprächsführung – »mehr als nötig reden, sich unnötig wiederholen und sich zu Wort melden, obwohl sie nichts Wesentliches zur Diskussion beitragen können.« (2)

Ein weiteres Problem für jeden Gesprächsleiter ist der Umgang mit Teilnehmern, welche die Diskussion mit nebensächlichen Fragen ständig vom Thema abbringen.

Hier ist es hilfreich, eine Liste mit zukünftigen Gesprächsthemen am Ende der Agenda aufgelistet zu haben. Wenn jemand etwas einbringt, was nicht zum gegenwärtigen Thema gehört, kann der Moderator vorschlagen, es auf die Liste zu setzen, um die Diskussion weiter mit dem anstehenden Thema zu führen. Teilnehmer, die Besprechungen mit Geschichten stören, die nicht von allgemeinem Interesse sind, sollten freundlich, aber entschlossen behandelt werden. Es unterliegt der Verantwortung des Gesprächsführers, die Gruppe vor ausgedehnten Unterbrechungen zu schützen, damit Themen, die in 5 Minuten abgehandelt werden können, nicht 45 Minuten in Anspruch nehmen.

Ausgewogenheit der Gesprächsführung

Umgekehrt sollte der Moderator das Gespräch nicht übermäßig kontrollieren oder den Diskussionsprozess bis ins kleinste Detail steuern. Das schränkt den Austausch und die Kreativität der Gruppe ein. Eine zu starre Gesprächsführung zerstört die Spontaneität und das Zusammenspiel der einzelnen Teilnehmer. Ein guter Moderator erkennt die Notwendigkeit für Kontrolle, aber auch für Flexibilität.

Fortfahren und klar zusammenfassen

Der Moderator gibt der Gruppe behutsame Anstöße, um zu einer Entscheidungsfindung oder Klarstellung zu kommen. Offengelassene Diskussionspunkte und Entscheidungen sind oft entmutigend. Die Gruppe greift ein neues Thema auf, ohne das erste Thema zu einem angemessenen Abschluss gebracht zu haben. Entscheidungen werden vage bzw. schlecht formuliert. Die Leute gehen nach Hause und sind sich nicht im Klaren darüber, was nun wirklich beschlossen wurde.

Um solche Entmutigungen zu vermeiden, sollte der Gesprächsführer alles noch einmal deutlich zusammenfassen, damit jeder den Beschluss versteht und weiß, was und von wem getan werden soll. Jeder Teilnehmer sollte die Freiheit haben, einwenden zu können: »Mir ist nicht ganz klar, was wir nun wirklich entschieden haben«, oder: »Augenblick, wir können noch nicht zum nächsten Thema übergehen, da ich mit der jetzigen Zusammenfassung unserer Entscheidung nicht einverstanden bin.«

Am Ball bleiben

Der Gesprächsführer (oder jemand, der von ihm beauftragt wurde) sollte sicherstellen, dass die Beschlüsse auch umgesetzt werden. Er achtet darauf, dass die Dinge getan werden und erinnert seine Mitältesten an die ihnen übergebenen Aufgaben.

Effektivität überprüfen

Ein guter Moderator versucht regelmäßig, die Effektivität der Besprechungen auszuwerten, und sucht stets nach Verbesserungsmöglichkeiten. Jedes Gespräch ist ein Lernprozess, der eine Verbesserung der zukünftigen Gespräche zur Folge haben sollte.

Ein Gesprächsleiter übernimmt die Verantwortung für den Verlauf einer Sitzung, sollte aber keineswegs der alleinige Redner sein. Vielmehr ist es so, dass er sich neutral verhalten sollte, damit er die Diskussion der Gruppe fair und objektiv lenken kann. Wenn er seine eigene Meinung einbringen möchte, sollte er die Gesprächsleitung einem anderen Ältesten übergeben. Bei einer kleinen Ältestenschaft mag dies unpraktikabel sein, aber in einer größeren Gruppe kann es durchaus sein, dass einer die Leitung der Diskussion bewusst einem anderen übergibt, um sich auf den Inhalt des Gespräches statt auf den Fluss konzentrieren zu können.

Es sollte angemerkt werden, dass ein Gesprächsführer die anderen Teilnehmer nicht ihrer Leitungsverantwortung oder ihrer aktiven Teilnahme enthebt. Jeder Älteste sollte zu bestimmten Gelegenheiten und auf verschiedene Weise die Führung übernehmen. Auch wird die Ältestenschaft einer großen Gemeinde anders vorgehen als die zweiköpfige Leiterschaft einer Hausgemeinde. Die folgenden praktischen Vorschläge können, wenn sie der jeweiligen Situation angepasst werden, die Gesprächsleitung der Gruppe enorm verbessern:

Teamarbeit

Während einer Besprechung können verschiedene Brüder die Gesprächsführung nacheinander übernehmen. So kann zum Beispiel ein Ältester die Leitung der Gebetszeit übernehmen, ein weiterer die Hauptdiskussion (der schwierigste Teil) und wieder ein anderer fasst das Erreichte, die Beschlüsse und die zugeteilten Aufgaben zusammen. Diese Vorgehensweise eignet sich insbesondere für ausgedehnte und intensive Ältestentreffen.

Es ist dabei wichtig, dass jeder die Moderation des Teiles der Sitzung übernimmt, der ihm am meisten liegt. Wenn der Leiter der Hauptdiskussion die Teilnehmer nicht beim Thema halten kann, nicht auf die Zeit achtet, sich davor scheut, schwierige Teilnehmer zu korrigieren, komplexen Diskussionen nicht folgen kann, nicht weiß, wie er mit Details umgehen soll, die Teilnehmer nicht zu einer Entscheidungsfindung anstoßen kann, dann wird das die anderen Ältesten entmutigen. Wenn sich jemand nicht in der Lage fühlt, eine lange und komplexe Diskussion zu moderieren, dann sollte er sich auch nicht unter Druck setzen, um dies tun zu müssen. Er kann stattdessen die Leitung eines anderen Teils der Sitzung übernehmen.

Neben dem Moderator haben auch noch andere Älteste Anteil am Ablauf der Besprechungen. Die Gruppe braucht einen Schriftführer, der die Protokolle anfertigt, weil der Moderator sich nicht gleichzeitig auf die Abfassung des Protokolls und die Gesprächsleitung konzentrieren kann. Einige Gruppen haben auch jemanden, der darauf achtet, dass die Zeit eingehalten wird. Zusammenkünfte werden nur gestärkt, wenn mehrere Teilnehmer in die Gestaltung einbezogen werden, weil dadurch mehrere Menschen Verantwortung für den Erfolg des Treffens übernehmen.

Rotationsprinzip

Man kann versuchen, die Moderation unter verschiedenen Ältesten rotieren zu lassen. Wenn Menschen die Kunst der Gesprächsführung erlernen, aber auch oft die damit zusammenhängende Entmutigung erfahren, werden sie selbst bessere Teilnehmer werden. Jemand, der einmal eine Besprechung geleitet hat, weiß, wie wichtig eine gute Beteiligung der Gruppe ist und wird sich selbst mehr einsetzen. Außerdem kann so leicht jemand einspringen, wenn ein Moderator verhindert ist. Wenn sich jedoch jemand als überragender Gesprächsführer erwiesen hat, kann sich die Gruppe durchaus entschließen, ihm diese Aufgabe permanent zu übertragen.

 

 

Anmerkungen:

(1) Charlie Hawkins, First Aid for Meetings. Wilsonville: BookPartners 1997, S. 81.
(2) R. K. Mosvick/ R. B. Nelson, We’ve Got to Start a Meeting Like This! A Guide to Successful Meeting Management. Indianapolis: Park Ave. Productions 1996, S. 119.

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