Herausforderung Familie (Rezension)

Ingo Krause, Schulleiter der AHF-Gesamtschule in Detmold, hat aus der Perspektive des christlichen Glaubens ein Sachbuch zum Thema Familie und Gesellschaft veröffentlicht.

Mein erster Gedanke, als ich das Buch vom Autor geschenkt bekommen habe: „Wow, super. Danke. Mit einem Buch kann man mir immer eine Freude machen.“

Mein zweiter Gedanke, als ich den Titel las: „Okay …, noch ein Buch zum Thema Familie … Brauchen wir wirklich ein weiteres Sachbuch dazu? Haben wir hier nicht schon genug davon?“

Mein dritter Gedanke bzw. mein abschließendes Urteil, nachdem ich das Werk gelesen (!) habe: „Ein echt erfrischendes Sachbuch, das die wesentlichen Herausforderungen heutiger Familien aufgreift, flott im Stil und mit vielen hilfreichen Tipps für den Alltag daherkommt – wirklich empfehlenswert, gerade auch für Wenig-Leser!“

Krause geht ganz grundsätzlich von einem Spannungsverhältnis zwischen einem christlich-biblischen Familienverständnis und dem „Zeitgeist“ aus. Dissonanzen, die gerade heute spürbar sind (z. B. Ehe für alle), brauchen daher nicht zu überraschen. Dabei hat sich das jüdisch-christliche Konzept von Ehe und Familie durchaus bewährt (32-35). In der Sache hilfreich ist dann auch die Klärung des Toleranzbegriffs auf der Grundlage des Grundgesetzes, der im gesellschaftlichen Sprachgebrauch oft eine Umdeutung erfährt. Toleranz ist eine Haltung, die sowohl die Duldsamkeit der anderen Meinung als auch das Eintreten für die eigene Überzeugung impliziert (vgl. 38-42).

Die weiteren Kapitel des Buches widmen sich praktischen Themen rund um die Themen Ehe, Familie, Erziehung, Bildung und Gesellschaft:

  • Kap. 2: Was Familien schwächt und stark macht;
  • Kap. 3: Identität als Mann und Frau;
  • Kap. 4: Wie kann Sexualaufklärung im Kontext von Familie gut gelingen;
  • Kap. 5: Umgang mit Smartphone und Internet im Familienalltag;
  • Kap. 6: Eltern und Schule;
  • Kap. 7: Familie, Kirchengemeinde und diverse Tipps zum Lernen, Berufswahl usw.

Man markt dem Buch an, dass die Inhalte auf Vorträge des Autors zurückgehen. Die Sprache wirkt lebendig und kurzweilig. Argumente werden durch Zahlen und anschauliche Fakten belegt. Die Kapitel selbst werden durch viele Unterpunkte gegliedert, sodass die einzelnen Abschnitte fast wie eine FAQ wirken. (Das könnte einem auf die inhaltliche Struktur bedachten Leser die Orientierung innerhalb des Kapitels erschweren. Es erleichtert aber Wenig-Lesern den Zugang, denn einzelne Passagen können für sich gelesen werden.)

Besonders lobenswert ist, dass der Autor einen kurzen Exkurs zum Single-Sein „einbaut“ (89-93, 98) und damit einer gesellschaftlichen Realität Rechnung trägt. Und Krause belegt seine Ausführungen durch Quellen (!), was leider keine Selbstverständlichkeit in vielen Ratgebern (auch christlicher Couleur) ist.

Meine Highlights des Buches sind: Darstellung der Resilienz bei Kindern (74-78), Themenliste für Gespräche mit Teenagern rund um Sexualität und Liebe (132-139) und der Vertrag einer Mutter (Janell Burley Hofmann) mit ihrem Sohn in Bezug auf die Nutzung des Smartphones (165-169; unbedingt nachahmenswert).

Alles in allem also ein praktischer Ratgeber, der an vielen Stellen zur Umsetzung im Alltag einlädt, auf die aktuellen gesellschaftlichen Fragen eingeht, aber nicht weltfremd wirkt. Und wegen des kurzweiligen Schreibstils auch für Wenig-Leser gut geeignet.

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