Heiligung – lebenslang

Fortschritt in der Nachfolge

Sein wie Gott?

Gott selbst erwartet von Menschen, in vielen Bereichen so zu sein wie er. Gott ist Liebe, er ist gerecht, treu, wahrhaftig, gnädig, weise, heilig, um nur einiges zu nennen. Und er fordert auch die Seinen auf, zu lieben, gerecht, treu, wahrhaftig, gnädig, weise und heilig zu sein. Der letzte Begriff dürfte uns dabei wohl am meisten zu schaffen machen.

Etwas ganz Besonderes

„Heilig“ wird vom Ursprung her nur im religiösen Bereich verwendet. So finden wir dieses Wort auch in der Bibel unzählige Male. Gelehrte sagen uns, es soll so viel bedeuten wie abgesondert, getrennt, herausgehoben oder bestimmten Zwecken dienend. Schauen wir uns kurz an, wer oder was in der Bibel als heilig bezeichnet wird. Da ist zuallererst Gott, dann sind es Engel, Menschen, aber auch Gegenstände, Orte, Berge und Tage. Hier soll es aber nur um den Bezug zu uns Menschen gehen.

Heilige im biblischen Sinne gehören letztlich Gott und sollen seinem Zustand entsprechen. So z. B. in 3. Mose 20,26: „Und ihr sollt mir heilig sein, denn ich bin heilig, ich, der HERR. Und ich habe euch von den Völkern ausgesondert, um mein zu sein.“

Heilige sollen sich heiligen

Alle durch Jesus Christus Erlöste werden im Neuen Testament als Heilige bezeichnet. Sie sind geheiligt durch ihren Glauben (Apg 26,18), durch den Heiligen Geist (Röm 15,16) und durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi (Hebr 10,10).

Gibt es demnach keine Probleme mehr mit der Heiligung? Leider doch. Damit wir überhaupt in die Gegenwart Gottes kommen können, sind wir durch Jesus Christus in den Stand von Heiligen versetzt worden. Er betete kurz vor seinem Opfertod: „Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie Geheiligte seien durch Wahrheit“ (Joh 17,19). Das ist nun unsere Stellung, in der wir uns durch unseren Herrn befinden. Die große Frage ist nur, ob unser Verhalten mit dieser Stellung übereinstimmt. Für Gott stellt sich diese Frage nicht, er kann nicht unheilig sein. Wir aber können es sehr wohl. Mir geht es jedenfalls ähnlich wie dem Dänen Søren Kierkegaard, der einst schrieb: „Der ich sein sollte, grüßt traurig den, der ich bin.“ Oder wie Paulus es ausdrückt: „Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; denn das Wollen ist bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten nicht. Denn das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich“ (Röm 7,18.19).

Totaler Einsatz

Aus diesem Kampf sind wir zeitlebens nicht entlassen. In Hebräer 12,14 lesen wir: „Jagt dem Frieden mit allen nach und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn schauen wird.“ Nachjagen ist ein starker Ausdruck. Er bedeutet letztlich, alle Kraft aufzubieten. Wenn ich auf mein Glaubensleben zurückschaue, glich mein Streben nach Heiligung oft nur einem gemächlichen Spaziergang. Und es hat Phasen gegeben, wo ich rückwärts statt vorwärts geschritten bin. Das blieb nicht ohne Folgen, die durchaus schmerzhaft waren. Doch am meisten tut es mir leid, dass ich dabei Gott betrübt und verunehrt habe.

Trotz Niederlagen bleibt aber kein Erlöster aus dieser Aufgabe entlassen. Und wer hier nie nach Heiligung gestrebt hat, zählt tatsächlich nicht zu den Heiligen und wird Jesus Christus nie als seinen Retter, sondern nur als seinen Richter sehen.

Auf welche Bereiche des Lebens bezieht sich nun die Heiligung? Wir lesen: „Wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr im ganzen Wandel heilig!“ (1Petr 1,15). Das schließt den ganzen Tageslauf und alle Bereiche des Lebens ein, auch mein Reden und meine Gedanken. Es bedeutet, sich von allem zu trennen und alles zu unterlassen, was Gott nicht gefallen kann. „… damit ihr tadellos und lauter seid, unbescholtene Kinder Gottes inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter dem ihr leuchtet wie Himmelslichter in der Welt“ (Phil 2,14.15).

Nicht aufgeben

Um dem hohen Anspruch Gottes gerecht werden, sind wir gottlob nicht allein auf unsere Kraft angewiesen, mit der wir das nie schaffen könnten. Denn der allmächtige Gott steht uns zur Seite: „Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus“ (1Thes 5,23). Das entbindet uns allerdings keineswegs von unserem eigenen vollständigen Einsatz.

Was aber, wenn ich trotz allem Bemühen in manchen Bereichen immer wieder versage und schuldig werde? Dann gilt: Rückhaltlos und unbeschönigt die Schuld bekennen und so Vergebung erfahren und wieder rein werden (1Jo 1,9). Auch dann, wenn ich immer wieder rückfällig werde und alle Hoffnung verliere. Gerade dann gilt es, unvermindert zu Gott zu flehen, aber auch sorgsam darauf zu achten, nicht in Situationen zu geraten, die uns zur Gefahr werden könnten. Paulus schreibt: „Wir nehmen jeden Gedanken gefangen unter den Gehorsam Christi“ (2Kor 10,5).

Zur Verherrlichung Gottes

Heiligung – eine lebenslange Aufgabe. Auch noch im letzten Kapitel der Bibel lesen wir: „Der Heilige heilige sich noch!“ (Offb 22,11). Wer sich dieser Aufgabe hingebungsvoll stellt, erfährt nicht nur selbst ein erfülltes Leben, sondern dient auch anderen als Vorbild und Ansporn und verherrlicht Gott.

„Jagt dem Frieden mit allen nach und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn schauen wird.“
(Hebräer 12,14)

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