Gott regiert – gilt das auch in Zeiten wie diesen?

In Zeiten wie diesen wird häufig gefragt: Wie konnte Gott das zulassen? Ein winziges Virus legt die Welt lahm, und Gott – schaut zu? Andere gehen weiter und sehen darin ein Gericht Gottes, also etwas, was Gott nicht nur zulässt, sondern selbst wirkt. Und es gibt irritierende Bibelstellen, die zeigen, dass es so etwas gibt. So heißt es z.B. in Amos 3,6: „Geschieht etwa ein Unglück in der Stadt, und der Herr hat es nicht bewirkt?“

Fest steht, dass alles, was geschieht, unter Gottes Herrschaft geschieht: Kein Vogel fällt vom Himmel ohne ihn, selbst die Haare unseres Kopfes sind alle gezählt (Mt 10,29f.) Und damit will unser Herr ja deutlich machen, dass ihm nichts entgeht. Wenn die kleinsten Dinge ihm nicht verborgen sind, wie viel mehr die großen. Auch das Virus, das nun die Welt lahmlegt, hat ihn nicht überrascht. Was immer auch geschieht – er weiß alles, nichts geschieht gegen seinen Willen. Er ist der Herrscher des Alls, der Allmächtige (2Kor 6,18). Er hat dieses Universum nicht nur am Anfang geschaffen, er erhält es aktiv jeden Tag: „Alles besteht durch ihn“ (Kol 1,17). Und Gott kann in die natürlichen Abläufe, die er geschaffen hat, eingreifen. Z. B., indem er Wunder tut, aber auch, indem er Gericht übt, Sünde aktiv bestraft.

Gott entgleitet nichts, das ist gewiss. Wir sind in seiner Hand. Was wir jedoch nicht wissen, ist, wie einzelne Geschehnisse in dieser Welt zusammenhängen, wie und warum Gott sie lenkt. Wir wissen z. B. nicht, ob das Coronavirus eine Reaktion Gottes auf menschliches Handeln ist. Dies kann sein, aber wissen tun wir es nicht. Und wenn wir es nicht wissen, sollten wir darüber auch nicht spekulieren. Die Schrift ist klar: Der Mensch kann das Werk Gottes nicht ergründen und begreifen (Pred 3,11).

Jesus hat das an einer Stelle sehr deutlich gemacht. In Lukas 13,1-5 nimmt er Bezug auf zwei schlimme Ereignisse, die seinen Zuhörern bekannt waren. Das eine war eine Bluttat des Pilatus, der Juden aus Galilea beim Opfern umbringen ließ, sodass sich deren Blut mit dem ihrer Opfertiere vermischte (13,1, NeÜ). Und dann stellt unser Herr die provozierende Frage: „Meint ihr, dass diese Galiläer vor allen Galiläern Sünder waren, weil sie dies erlitten haben?“ Dahinter steht der menschlich verständliche Versuch, eine kausale Verknüpfung der Ereignisse herzustellen: Die Frage war, ob diese Menschen ihr schreckliches Schicksal aufgrund ihrer schlimmen persönlichen Sünde ereilt hatte. Sind konkrete Sünden die Ursache und das Massaker die Wirkung – als von Gott zugelassenes Gericht? Aber genau einer solchen (logischen) Spekulation widerspricht Jesus klar und deutlich: „Nein, sage ich euch, sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen.“ Und dann ergänzt unser Herr selbst ein weiteres Ereignis, um dieses spekulative Denken zu korrigieren. „Oder jene achtzehn, auf die der Turm in Siloah fiel und sie tötete; meint ihr, dass sie vor allen Menschen, die in Jerusalem wohnen, Schuldner waren?“ Wieder wird eine einfache Ursache-Wirkungs-Logik vorausgesetzt: Dieses Unglück habe die Menschen aufgrund von großer persönlicher Schuld ereilt. Aber Jesus lässt diese Schlussfolgerung nicht zu und entgegnet: „Nein, sage ich euch, sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen.“

Wenden wir dies auf die aktuelle Corona-Pandemie an. Natürlich ist diese Krankheitswelle auch Ergebnis der Ursünde des Menschen gegen Gott. Denn im Sündenfall hat alles Übel dieser Welt seinen Ursprung und damit auch letztlich das Coronavirus. Aber auch hier dürfen wir keine direkte Ursache-Wirkungs-Kette herstellen. Krankheit ist häufig keine Folge persönlicher Sünde – genauso wie Gesundheit und Heilung kein Beweis für einen heiligen Lebensstil oder großen Glauben sein muss. Das kann so sein, muss aber nicht. Wir wissen es nicht. Das Buch Hiob ist ein Beispiel dafür, dass menschliche Weisheit die unsichtbare geistige Wirklichkeit nicht erfassen kann. Wie genau Gott in dieser Welt wirkt, ist uns überwiegend verborgen. Manchmal erkennen wir es im Nachhinein, aber auch nicht immer.

Was Jesus aber sehr klarmacht, ist, dass solche Ereignisse immer ein Ruf zu Gott sind: Wir sollen Buße tun – d. h. zu Gott umkehren. Und so kann eine Zeit wie die unsrige eine große Chance für Menschen werden, Gott näherzukommen (auch für uns selber!). Auf einmal wird allen klar, dass wir die Dinge nicht im Griff haben. Wenn es gut läuft, wird ja nur unsere Urlaubsplanung über den Haufen geworfen. Es kann uns aber auch schlimmer treffen, und wir werden krank. Das gilt im Grunde immer, aber in Zeiten wie diesen wird uns das sehr bewusst. Wir sind endlich. Wir sind nicht Gott, aber wir brauchen Gott. Den Gott, der will, dass alle Menschen gerettet werden, weil er diese Welt so sehr geliebt hat, dass er dafür seinen Sohn sandte. Den Gott, der sich all dem Leid dieser Welt stellte, durch den Tod seines Sohnes am Kreuz. Den Gott, den wir oft nicht verstehen, von dem wir aber wissen, dass all sein Wirken aufgrund von Liebe geschieht. Denn er ist Liebe. Diesem Gott können wir uns in aller Unsicherheit und Angst anvertrauen, weil er uns eine ewige Perspektive gegeben hat, die kein Unglück und kein Virus dieser Welt zerstören kann. Gott ist auch Herr über dieses Virus.

Deshalb ist diese herausfordernde Zeit eine Chance zur Umkehr zu einem liebenden himmlischen Vater, der auf uns wartet.

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