„Glücklich der Mann…“

Weise leben und leiten

Im Gegensatz zu Lob- oder Klagepsalmen lehren Weisheitspsalmen, wie man weise leben kann. Psalm 1 leitet uns an, ein gottgefälliges Umfeld für geistliches Wachstum zu schaffen. Als Weisheitspsalm fordert er uns weniger zu Lob oder Bitte heraus als zu einem weisen Lebensstil.

Psalm 1 stellt grundlegende Charakterzüge eines gottesfürchtigen Menschen vor. Diese Eigenschaften sind eigentlich verbindlich für alle Gläubigen  (vergleichbar mit den Voraussetzungen für Älteste in 1. Timotheus 3 und Titus 1). Älteste als Leiter von Gottes Volk sollten jedoch in besonderer Weise Gottes Normen vorleben. Ein ernsthaftes Versäumnis in dieser Hinsicht wird nicht nur die Integrität des Ältesten, sondern auch seine Eignung als Hirte und Leiter untergraben.

1. „Glücklich der Mann, der nicht folgt dem Rat der Gottlosen, den Weg der Sünder nicht betritt und nicht im Kreis der Spötter sitzt …“

Als Erstes geht unser Text davon aus, dass wir Rat nötig haben – erbärmlich ist der Älteste, der denkt, er bräuchte keinen Rat außer seinem eigenen! Zweitens wird die Qualität seiner geistlichen Leitung von der Qualität seiner Ratgeber beeinflusst. Während Sprüche 13,10 uns lehrt: „Wo man sich raten lässt, da wohnt Weisheit“ (Schlachter), weist Psalm 1 uns an sorgfältig zu prüfen, wessen Rat wir annehmen. König Rehabeam, Salomos Sohn, beachtete diese Warnung nicht, als er lieber auf seine Kameraden als auf die erfahrenen Ratgeber seines Vaters hörte.

Viele der Schwierigkeiten, mit denen Älteste konfrontiert werden, passen nicht in Schubladen mit einfachen Lösungen. Oft stimmen die Umstände nicht genau mit den Situationen und Beispielen aus der Schrift überein, und es scheint, dass jedes Problem eine ganz eigene Komplikation beinhaltet. Deshalb haben Leiter bei ihren Entscheidungen oft nicht den Luxus, eine klar umrissene Antwort geben zu können, die jedes Detail des Problems abdeckt (nach der Art: „So spricht der Herr…“). Häufig sind wir aufgerufen, geistliches Urteilsvermögen einzusetzen. Das erfordert göttliche Weisheit.

Aus Psalm 1 lässt sich schließen: Der Rat, den jemand annimmt, bestimmt sowohl den Weg, den er einschlägt, als auch den Platz, den er letztlich einnimmt. Gottgemäßer Rat wird einen Menschen auf den Weg der Gerechten leiten, und er wird seinen Platz unter denen einnehmen, die sich an Weisheit erfreuen.

Der Rat, den jemand annimmt, bestimmt sowohl den Weg, den er einschlägt, als auch den Platz, den er letztlich einnimmt. (Chuck Gianotti)

2. „… sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht!“

Älteste sollten als „Männer des Wortes“ charakterisiert werden können. Die Jünger bekannten unserem Herrn: „Herr, wohin sollten wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens“ (Joh 6,68). Jede Predigt, alles Lehren in einer Ortsgemeinde sollte als „Worte des ewigen Lebens“ charakterisiert werden können. Das heißt: Lehre sollte nicht nur Wissen über die Bibel, den Herrn oder das Leben vermitteln – Lehre muss Menschen mit dem wahren Leben auf der ewigen Ebene in Verbindung bringen. Diese Art Lehre zieht uns näher zum Herrn und hilft uns, „im Überfluss“ (Joh 10,10) aus dem Geist Gottes heraus zu leben. Das können Älteste nicht durch ihre Willenskraft bewirken. Wir können nur das Umfeld dafür schaffen, indem wir über den Herrn und seine Botschaft an uns nachsinnen.

Praktisch heißt das: Einfaches Bibelstudium, um auf einer intellektuellen Ebene andere zu lehren, ist nicht genug. Es bedeutet: Wir tauchen in das Wort ein, wir baden darin, wir verdauen es, wir leben es und wir werden dadurch verwandelt – und das ständig! Außenstehende mögen das als „Besessenheit“ oder als unausgewogen ansehen oder für eine Super-Geistlichkeit halten, die für normale Menschen unerreichbar ist. Aber wer von Gott zu einem Ältesten in Seinem Volk berufen ist, ist gerne von seinem Gesetz „besessen“. Wer anderen hilft, mit dem Wort des Lebens in Verbindung zu kommen, liest selber Gottes Wort, lernt es auswendig, zitiert es in Gesprächen und lehrt es.

3. „Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und dessen Laub nicht verwelkt; alles, was er tut, gelingt.“

Als Folge dieser Art von Hingabe an göttlichen Rat und das Wort Gottes werden Leiter zu wahren Säulen in der Gemeinde, die geistliche Stabilität verleihen. Wenn die Gemeinde Zeiten der Verwirrung, Konflikte, Zweifel oder Ungewissheit erlebt, sind die Gläubigen zuversichtlich im Wissen, dass die Ältesten und Leiter – durch Gnade – stark und unerschütterlich vor dem Herrn stehen. „Zu seiner Zeit“ wird solches „Verwurzelt-Sein“ im Herrn Frucht bringen.

4. „Nicht so die Gottlosen; sondern sie sind wie Spreu, die der Wind verweht.“

Gemeinden scheitern, wenn es der Leitung an Stabilität mangelt, wenn ungeistlichem Rat gefolgt wird. Sie werden sozusagen „weggeweht“ von den Winden falscher oder oberflächlicher Lehre, von populären Strömungen, starken Persönlichkeiten oder gestörten Beziehungen. Es gibt eine Fülle von Menschen, die behaupten, das Geheimnis erfolgreicher Gemeindeleitung entdeckt zu haben. Die Bücher, Zeitschriften und Konferenzen zu diesem Thema sind nicht zu zählen. Scheinbar wird jeder, der in seiner Gemeinde zahlenmäßiges Wachstum erlebt, zum neuesten Experten für „Gemeindewachstum“. Die Vielfalt ist erstaunlich. Göttliche Weisheit ist heute mehr nötig denn je, denn die Alternative wird dem eigentlichen Dienst der Gemeinde Schaden zufügen.

5. „Darum bestehen Gottlose nicht im Gericht, noch Sünder in der Gemeinde der Gerechten.“

Das Alte Testament ist voll von Beispielen, wie das Volk Gottes wegen ungeistlicher Führung und schlechtem Rat zu Fall kam. Bei uns soll es nicht so sein, damit wir nicht auch unter Gottes Gericht fallen!

6. „Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten; aber der Gottlosen Weg vergeht.“

Letztendlich sind Älteste und Leiter als Unter-Hirten dem Ober-Hirten gegenüber verantwortlich (1Petr 5,4). Er ist der Richter über die Qualität und Treue unseres Dienstes. Er allein ist unser Meister – nicht eine Bewegung, nicht eine übergeordnete Zentrale, nicht ein einflussreicher Prediger oder andere Gemeinden. Wenn wir wollen, dass das Licht unserer Ortsgemeinde in unserer Umgebung hell erstrahlt und nicht nur flackert und erlischt, wenn wir wollen, dass unser Dienst für Christus sozusagen „seine Aufmerksamkeit erregt“, dann lasst uns mit neuer Hingabe in weisem Rat wandeln und die wunderbaren Worte des Lebens leben und lehren.

„Wer anderen hilft, mit dem Wort des Lebens in Verbindung zu kommen, liest selber Gottes Wort, lernt es auswendig, zitiert es in Gesprächen und lehrt es. Als Folge dieser Art von Hingabe an göttlichen Rat und das Wort Gottes werden Leiter zu wahren Säulen in der Gemeinde, die geistliche Stabilität verleihen.“ (Chuck Gianotti)

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