Freudenkiller

Der Kampf gegen Freudlosigkeit

Der Dienst als Hirte einer Gemeinde bringt Verpflichtungen mit sich, die einen zermürben können: endlose Besprechungen, problematische Beziehungen (nicht nur unter den Gliedern der Gemeinde, sondern auch unter den Ältesten), falsche Lehren (und was in diese Richtung führt), Entmutigungen, Enttäuschungen und Kritik, Mehrfachbelastung durch Gemeinde, Familie und Beruf, mangelnde eigene Stille vor dem Herrn, (und das gilt für viele) Selbstzweifel. Selbst die anderen Ältesten können zur Belastung werden!

All diese Dinge zusammen machen uns fertig, schwächen unsere geistliche Lebenskraft und bringen uns in eine Haltung, in der wir einfach nur überleben wollen. Manche Älteste sehen nur zwei Möglichkeiten: freudlos weiterkämpfen oder sich freudlos zurückziehen. Freude scheint es für sie nicht zu geben!

Unwillkürlich ist die Versuchung zu Abwehrmechanismen da: Wir verkriechen uns in unsere Höhle, machen uns aus dem Staub, legen einen Panzer um unser Herz oder bilden als Älteste zusammen eine Art Wagenburg, um den Angriff der Freudenkiller abzuwehren. Wenige Dinge sind schlimmer als freudlos zu dienen – ganz sicher verunehrt es den Herrn, und uns kostet es Kraft und Aufmerksamkeit, die besser für die Auferbauung des Leibes eingesetzt würden. Dass die Schrift uns befiehlt: „Freuet euch!“ (1Thess 5,16), zeigt ja, dass Freude in unserem Leben nicht selbstverständlich ist!

Natürlich können wir für jedes der oben erwähnten Beispiele leicht eine Antwort in der Schrift finden. Nehmen wir Entmutigung – selbst die Gefolgschaft von Jesus schrumpfte von mehreren Tausend auf nur zwölf Männer und ein paar Frauen – die schnelle Antwort an eine kleine oder schrumpfende Gemeinde wäre also: „Kopf hoch, du bist in guter Gesellschaft!“

Eine logische Antwort geht jedoch nicht tief genug, denn Freudlosigkeit hat ihre Wurzeln in mangelndem Glauben. Sie verleugnet unsere Hoffnung und schwächt unsere geistliche Kraft. Deshalb erbittet Paulus für die Römern folgenden Segen: „Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und allem Frieden im Glauben, damit ihr überreich seiet in der Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes!“ (Röm 15,13).

Freude ist mehr als innerer Frieden. Freude liefert die positive, konstruktive Energie, mit deiner Aufgabe weiterzumachen. Wörterbücher benutzen Ausdrücke wie „Vergnügen“ und „Glück“ zur Definition. Aus der Schrift erkennen wir, dass es die positive Überzeugng ist: „Ich bin am richtigen Ort, aus dem richtigen Grund, und ich bin froh hier zu sein“. Ging es dem Herrn nicht auch so? „… der um der vor ihm liegenden Freude willen die Schande nicht achtete und das Kreuz erduldete…“ (Hebr 12,2).

Freude ist die Atmosphäre, die zu einem echten, beständigen Leben im Herrn nötig ist. „Deshalb hören auch wir nicht auf … für euch zu beten … um des Herrn würdig zu wandeln … gekräftigt mit aller Kraft … zu allem Ausharren und aller Langmut, mit Freuden“ (Kol 1,9-11). Ohne Freude schmeckt das volle Leben, zu dem Gott uns berufen hat, so fade wie eine Limonade, die nicht mehr sprudelt. Ein Leiter ohne Freude inspiriert niemanden und gibt ein jämmerliches Bild von Christus-Ähnlichkeit ab.

Waffen im Kampf um Freude

Wie schützen wir uns vor Freudlosigkeit? Wie kommen wir aus der „Dienst-Depression“ wieder heraus? Diese fünf Maßnahmen könnten helfen:

1. Lerne die Symptome von Freudlosigkeit und/oder geistlicher Niedergeschlagenheit erkennen

Hier sind einige davon:

  • Menschen als Probleme zu betrachten statt als Kinder Gottes, die einen Hirten brauchen.
    Die Probleme anderer können einen Ältesten erdrücken, vor allem, wenn sie endlos scheinen. Zum Beispiel leidet eine Familie vielleicht jahrelang unter finanziellen Schwierigkeiten. Aber Jesus lehrte uns das zu erwarten: „Die Armen habt ihr allzeit bei euch.“ Kurz gesagt: Erwarte Probleme, aber lass dir davon nicht deine Freude rauben!
  • Probleme als negativ anzusehen statt in positiver Weise als Chancen.
    Jakobus zeigt uns, dass Probleme für alle Beteiligten zu Wachstum führen können: „Ihr wisst ja, dass ihr durch solche Bewährungsproben für euren Glauben Standhaftigkeit erlangt. Die Standhaftigkeit wiederum bringt das Werk zum Ziel: Ihr sollt zu einer Reife kommen, der es an nichts mehr fehlt ….“ (Jak 1,3-4 NeÜ)
  • Kritik persönlich zu nehmen oder Menschen gefallen zu wollen.
    Das wird dich fertig machen und dich unbrauchbar sein lassen. Akzeptiere Kritik als Teil deiner Aufgabe. Jesus sagte: „Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen.“ (Joh 15,20).
  • Sich in Details zu verlieren und das große Bild aus den Augen zu verlieren.
    Die Pharisäer wurden in dieser Hinsicht immer wieder schuldig (ihre pingelige Besessenheit mit Minze, Dill etc.).

2. Gib die falsche Vorstellung auf, dass Freude von den Umständen abhängt

Ein Beispiel ist der Seufzer: „Wenn wir doch nur mehr reife Christen hätten!“ – Jesus sagte: „Euer Herz werde nicht bestürzt! Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich!“ (Joh 14,1). Das sagte er, als der Schatten seines bevorstehenden Todes auch auf die Jünger fiel. Sogar in den bedohlichsten und wirklich gefährlichen Umständen können wir Freude erleben. Die Aufforderung an alle: „Haltet es für reine Freude, meine Geschwister, wenn ihr in verschiedener Weise auf die Probe gestellt werdet!“ (Jak 1,2 NeÜ) gilt auch für geistliche Hirten, die eine unreife Herde leiten sollen!

3. Merke: Freude ist eine Begleiterscheinung von Gottes Wirken in unserem Leben

Sie kommt nicht aus dem Erfolg unserer menschlichen Anstrengungen! Deshalb ist Freude mit Glauben verwandt. „Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude völlig sei“ (Joh 16,24). Wenn wir Gott im Glauben um sein Eingreifen bitten und sein Wirken als Antwort erleben, entsteht Freude. Wenn also keine Freude da ist, lassen wir uns nicht aktiv im Glauben auf den Herrn ein. Freude ist eine Frucht des Geistes (Gal 5,22), und Jesus sagte, dass wir in ihm bleiben müssen, wenn wir Frucht bringen wollen (Joh 15,4).

4. Mach ab und zu eine Pause

Den Juden wurde befohlen, einmal in der Woche alle Arbeit zu unterbrechen (2Mo 35,1-3). Jesus nahm seine Jünger mit, um auszuruhen (Mk 6,31). Dazu gehört die tägliche Zeit, in der unsere Seele zur Ruhe kommt. Es bedeutet auch, dass wir uns jede Woche eine angemessene Zeit frei von Arbeit und Gemeindeaufgaben nehmen.

5. Erinnere dich an das Beispiel Jesu

Wir sollen „hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der um der vor ihm liegenden Freude willen die Schande nicht achtete und das Kreuz erduldete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes“ (Hebr 12,1-2). Wir werden inspiriert, wenn wir Jesu Einstellung zum Kreuz anschauen. Er war motiviert von der Freude, dem vollkommenen Willen seines Vaters zu gehorchen. Er war auch motiviert von der Freude zu wissen, dass durch seinen Tod am Kreuz verlorene Seelen wieder eine Beziehung zu Gott bekommen würden. Christi Charakter und Motivation wachsen in uns in der Zeit, in der wir sein Werk am Kreuz anschauen und darüber nachsinnen.

Ja, als Ältester zu arbeiten ist manchmal beschwerlich. Aber trotz der Belastungen des Dienstes können wir Freude haben. Und diese Freude hilft uns im Dienst des Herrn weiterzumachen – und es gern zu tun!

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