Ermutigung (Interview mit Joachim Deschner)

Wie bist du in deinem Leben und Dienst geprägt worden durch Ermutigung?

Kein Mensch kann sich ohne Ermutigung, Lob, Zuspruch oder Anerkennung zu einer lebenstüchtigen Persönlichkeit entwickeln. Ich habe diese Ermutigung an vielen Stellen erlebt. Ich wurde besonders durch meine Eltern sehr ermutigt. Mein Vater hatte immer viel Vertrauen in mich und betraute mich in der Landwirtschaft mit verantwortlichen Aufgaben, die manchmal nicht meinem Alter entsprachen. So brachte er mir auch in geistlichen Diensten viel Vertrauen entgegen. Als ich 14 Jahre alt war, übernahmen meine Eltern die Leitung des Altenheims in Crivitz. Dort begann meine Mitarbeit in der Gemeinde. Ich leitete Bibelstunden ein oder hielt Predigten. Am Ende bekam ich immer wieder viel Zuspruch von den älteren Geschwistern. Es war eine sehr prägende Zeit für mich.

Als Ehe- und Familienberater hattest du mal einen Aufkleber am Auto: „Hast du heute schon dein Kind gelobt?“ Siehst du Parallelen zwischen dem Lob bei der Kindererziehung und der Gemeindearbeit?

Ja, ganz gewiss. Paulus nimmt das Beispiel des Umgangs einer Mutter und eines Vaters mit seinen Kindern als Beispiel für seinen Umgang mit den Geschwistern in Thessalonich (1. Thessalonicher 2,7-12). Wenn er dies tut, sollten wir dies auch tun. Er spricht von der Kleinkindbetreuung der Mutter und von der Erziehung des Vaters. Beim Vater verwendet er die Begriffe ermahnen und trösten. In dem Trösten steckt auch die Ermutigung.

In einem erziehungswissenschaftlichen Artikel heißt es sinngemäß: Wir sollen mehr positives Verhalten durch Lob und Anerkennung fördern als nur den Versuch unternehmen, negatives Verhalten zu korrigieren. So lernen Menschen viel mehr. Und zur Korrektur sagt ein weiser Pädagoge: „Wir sollten Kritik und Korrektur immer mit Humor und Ermutigung verbinden.“ Darin liegt der Unterschied von Müttern und Vätern in Christo im Gegensatz zu Zuchtmeistern.

In welchen Bereichen versuchst du ganz konkret, Geschwister zu ermutigen?

Das geistliche Wachstum junger Leute und ihre persönliche Reife liegen mir sehr am Herzen. Gern würde ich viel mehr tun. Hier nun einige Beispiele: Mit einem jungen Mann, der körperbehindert ist, treffe ich mich alle zwei Wochen zu einem Jüngerschaftstraining. Mit zwei jungen Brüdern treffe ich mich, um mit ihnen Bibelstunden-Einleitungen und Predigten vorzubereiten. Ich habe Angst um die Zukunft der Gemeinden, weil dies zu wenig geschieht. Dazu ermutige ich junge Geschwister, Bibelschulen oder kürzere Schulungen zu besuchen.

Auch in der Seelsorge ermutige ich Geschwister, die gefallen sind, wieder aufzustehen. Hier ist es wohltuend, dass wir nicht Strafen austeilen müssen, sondern bei Reue und Buße Vergebung im Namen Jesu zusprechen dürfen. Die Ermutigung in unseren Gemeinden tut Not, packen wir es an.

(Das Interview führte Wolfgang Seit.)

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