Dürfen wir Ehre für uns beanspruchen?

Wir sollen Menschen ehren

Einen Menschen zu ehren bedeutet, dass ich ihn als ehrenwerte Person wahrnehme und wertschätze, dass ich ihm Respekt entgegenbringe. Als solche, die im Bilde Gottes geschaffen sind, haben wir allen Grund, einander wertzuschätzen, besonders als erlöste Kinder Gottes. Unsere Gesellschaft ist jedoch vom Gegenteil geprägt, von Egoismus,Überheblichkeit und der Missachtung anderer. Hier trifft die Beschreibung der „letzten Tage“ in 2.Timotheus 3,1-5 zu. Von diesem Verhalten wollen wir Kinder Gottes uns abheben!

So lesen wir schon in den Zehn Geboten: „Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit deine Tage lange währen in dem Land, das der HERR, dein Gott dir gibt“ (2Mo 20,12). Das ist das erste Gebot, das Gott mit einer Verheißung verknüpft hatte. Damit unterstrich er, dass ihm dieses Gebot sehr wichtig ist. Im Neuen Testament haben es unser Herr Jesus und auch der Apostel Paulus noch einmal bekräftigt (Mt 15,3 ff; Eph 6,2).

Männer sollen ihre Frauen ehren. Tun sie es nicht, ist ihre Beziehung zu ihrem Gott und Vater gestört (1Petr 3,7).

Wir werden aufgefordert, unsere Vorgesetzten zu ehren. Das bedeutet, dass wir nicht schlecht über sie reden, sondern sie unterstützen (1Tim 6,1). Letztlich sollen wir alle Menschen ehren und als Kinder Gottes „in Ehrerbietung einer dem anderen vorangehen“ (1Petr 2,1; Röm 12,10). Was für ein Segen in all unseren Beziehungen wird daraus entstehen, wenn wir uns gegenseitig in Anerkennung, Wertschätzung und Achtung begegnen!

Wir wollen ehrbar leben!

Gott hat jedem Menschen einen Gradmesser für „Gut und Böse“ gegeben. Der Mensch weiß letztlich, welches Verhalten zum Guten für alle ist. Die Bibel nennt ein solches Verhalten „ehrbar“! Als Kinder Gottes sollen wir das Wesen unseres Vaters im Himmel an uns tragen (Eph 5,1). Das ist eine hohe Berufung und Herausforderung für uns. Das schaffen wir auch nicht aus uns selbst heraus, sondern unser Herr Jesus möchte uns in dieser Weise verändern, wenn wir in ihm bleiben und er in uns (Joh 15,5).

Paulus bringt diesen Gedanken sehr umfassend in Philipper 4,8 zum Ausdruck: „Übrigens, Brüder, alles, was wahr, alles, was ehrbar, alles, was gerecht, alles, was rein, alles, was liebenswert, alles, was wohllautend ist, wenn es irgendeine Tugend und wenn es irgendein Lob gibt, das erwägt!“ Oder in Römer 12,17: „Vergeltet niemand Böses mit Bösem; seid bedacht auf das, was ehrbar ist vor allen Menschen!“

So werden wir an vielen Stellen der Schrift zu einem ehrbaren Leben aufgefordert. Wir sollen unsere Ehen so führen, unsere Kinder so erziehen, unser Leben so gestalten, dass es für unsere Mitmenschen ein nachahmenswertes, ein ehrbares Vorbild ist (1Tim 2,2 … 3,4.8.11; Tit 2,2; Hebr 13,4). Sie werden uns oft nicht folgen, aber innerlich werden sie anerkennen, dass ein solches Verhalten letztlich erstrebenswert und „ehrbar“ ist (Röm 1,32; 1Petr 2,12).

Wir wollen die Ehre Gottes suchen

Ehre beanspruchen kann der, der die Macht hat, Ehre zu fordern. Das lehnt die Bibel entschieden ab. So schreibt Paulus an die „Herren“ der damaligen Zeit in Epheser 6,9: „Und ihr Herren, tut dasselbe ihnen (euren Sklaven) gegenüber, und lasst das Drohen, da ihr wisst, dass sowohl ihr als auch euer Herr in den Himmeln ist und dass es bei ihm kein Ansehen der Person gibt.“

In Matthäus 16, 24 sagt der Herr Jesus: „Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach!“ Wer zur Zeit Jesu sein Kreuz trug, war zum Tod verurteilt worden und ging zu seiner Hinrichtung. Auf diesem Weg war man weit entfernt davon, Ehre beanspruchen zu können. Jesus warnte vor den Schriftgelehrten, die zu seiner Zeit Ehre für sich suchten (Mk 12,39). Er sah darin ein Hindernis für den Glauben: „Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehmt und die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, nicht sucht?“ (Joh 5,44). Nachfolge Jesu setzt Selbstverleugnung voraus. Das schließt es aus, Ehre für sich beanspruchen zu wollen.

In Matthäus 6 macht der Herr Jesus immer wieder deutlich, dass wir nicht die Ehre von Menschen suchen sollen, sondern den Lohn von Gott, ja, dass das eine sogar das andere ausschließt.

Die Korintherbriefe zeigen, wohin es geht, wenn Christen Ehre suchen. Es führt zu Streit und Parteiungen. Paulus lehnte solche Ehre entschieden ab: „Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt, oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft worden? … So ist weder der da pflanzt etwas, noch der da begießt, sondern Gott, der das Wachstum gibt. Der aber pflanzt und der begießt, sind eins; jeder aber wird seinen eigenen Lohn empfangen nach seiner eigenen Arbeit“ (1Kor 1,13; 3,7-8). Und in Kapitel 4,7 schreibt er: „Was aber hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber auch empfangen hast, was rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen?“

Luther drückte das etwas drastischer aus: „Wie käme denn ich armer, stinkender Madensack dazu, dass man die Kinder Christi nach meinem heillosen Namen nennen sollte? So nicht, liebe Freunde.“ – Sie taten es dennoch.

Es kann durchaus sein, dass ein Christ in dieser Welt geehrt wird, weil er ehrbar lebt, indem er z. B. im sozialen Bereich Großes leistet. Dann darf er diese Ehrung annehmen und dabei Gott die Ehre geben, der ihn dazu befähigt hat. Aber unser Ziel muss sein, Ehre von dem alleinigen Gott zu erhalten, seine Belohnung soll uns wichtig sein. Sie ist letztlich für die Ewigkeit maßgeblich.

So lebte auch unser Herr Jesus auf dieser Erde in Niedrigkeit und suchte die Ehre Gottes. Er betet in Johannes 17,4-5: „Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht, das du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte. Und nun verherrliche du, Vater, mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war!“

Wir wollen die innere Einstellung haben, wie sie uns unser Herr Jesus empfiehlt (Lk 17,10): „So sprecht auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren“ … Wir wollen so leben, dass wir einmal sein Lob hören dürfen: „Recht so, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh hinein in die Freude deines Herrn“ (Mt 25,21.23).

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