„Du bist ein Priester!“

„Nein!“ – Peter steht mir entschieden ablehnend gegenüber, hebt abwehrend seine Hände und schüttelt energisch den Kopf. Er ist total empört: „Nein, als Priester meiner Familie empfinde ich mich überhaupt nicht! Ich bin schon froh, wenn ich die alltäglichen Herausforderungen als Vater bewältige! Und dann kommst du mit der Forderung, auch noch so was wie ein Priester sein zu sollen! Ich bin weder heilig, noch katholisch, noch entspreche ich den Anforderungen eines Priesters!“

Wenn es in den Artikeln dieser Ausgabe um den Priesterdienst in Familie, Alltag und Gemeinde geht, dann geht es natürlich nicht um das, was verschiedene Religionsgemeinschaften daraus gemacht haben. Wir wollen uns damit beschäftigen, was die Bibel dazu sagt und wie sie den Priesterdienst versteht.

Gott will heute mit jedem Gläubigen das verwirklichen, was er mit seinem irdischen Volk damals eigentlich vorgesehen hatte. Wir haben damit die Aufgabe, Menschen in die Verbindung zu Gott zu bringen. Wir sind damit Brückenbauer und Wegweiser zu Jesus.

Der Erziehungsauftrag von Vätern und Mütter ist ein Priesterdienst

Bereits im Alten Testament hatte Gott insbesondere den Vätern den Auftrag gegeben, die Kinder zu Gott hin zu erziehen (5Mo 6,4-7; 4,10; 4,40; 11,19; 12,25; 31,12). Dieser Erziehungsauftrag bleibt im Neuen Testament bestehen. Paulus erinnert in Epheser 6,4 und Kolosser 3,21 daran: „Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn!“ Wir dürfen unsere Kinder ermutigen, sie in die Beziehung zu Jesus führen und ihnen helfen, Schwierigkeiten und Versuchungen zu überwinden und stark im Glauben zu werden.

Als Schwieger- bzw. als Großeltern haben wir die „priesterliche“ Aufgabe an unseren Enkelkindern!

Wenn die eigenen Kinder aus dem Haus sind, hört unser priesterliche Dienst an der nächsten Generation nicht auf. Auch unseren Enkelkindern dürfen wir vor allem durch unser ständiges Gebet als Priester Gottes dienen. Johannes schreibt im hohen Alter in 1. Johannes 2,12-15, wenn er an die Kinder und jungen Männer denkt: „Ich schreibe euch, Kinder, weil euch die Sünden vergeben sind um seines Namens willen. Ich schreibe euch, Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist. Ich schreibe euch, ihr jungen Männer, weil ihr den Bösen überwunden habt. Ich habe euch geschrieben, Kinder, weil ihr den Vater erkannt habt. Ich habe euch, Väter, geschrieben, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist. Ich habe euch, ihr jungen Männer, geschrieben, weil ihr stark seid und das Wort Gottes in euch bleibt und ihr den Bösen überwunden habt.“

Und wenn jemand keine Kinder oder Enkel hat?

Ganz gleich, ob man als Gläubiger verheiratet oder Single ist, ob man eigene Kinder hat oder nicht, die Bibel zeigt uns die segensreiche Aufgabe, geistliche Väter und Mütter in der Umgebung und in der Gemeinde zu sein. Wie gerne denke ich an ältere Geschwister, die uns Jüngeren Väter und Mütter im Glauben waren. Durch sie sind wir gewachsen, sie gaben uns Rat und beteten für uns. So wie ein Paulus für sein geistliches Kind Timotheus ein Segensträger, ein Brückenbauer und Ermutiger war, so kann dies jeder gereifte Gläubige für andere sein. Paulus schreibt: „Du nun, mein Kind, sei stark in der Gnade, die in Christus Jesus ist; und was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Menschen an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren!“ (2Tim 2,1-2; 1Tim 3,4.12).

Worin besteht dieser „Priesterdienst“?

Wenn du wirklich ein Brückenbauer, ein Mittler, ein Wegbereiter und Begleiter für andere sein möchtest, wenn es dir ein Anliegen ist, Mentor für die nächste Generation zu sein, wenn du Menschen zu Jesus führen und sie zu Jüngern heranreifen lassen möchtest, dann:

  • Sei ein Beter! Zu Hause und in der Gemeinde. Mach dir eine Gebetsliste mit Namen und Anliegen deiner „Kinder“.
  • Sei ein Hirte! Sei ein Seelsorger! Kümmere dich um die Menschen, die der Herr Jesus dir auf Herz gelegt hat.
  • Sei ein Bibelleser! Du kannst nur raten und darauf hinweisen, was du kennst.
    Du kannst nur so weit helfen und raten, wie du selbst in deinem Glaubensleben gekommen bist.
  • Sei ein Vorbild! Sei authentisch! Lebe das, was du anderen rätst! Dein Leben spricht lauter als dein Reden.

Der Apostel Paulus war ein solches Vorbild, er war ein wirklicher Vater und Priester im Glauben. Er hat es sich von dem Herrn Jesus abgeschaut, der es in vollkommener Weise mit seinen Jüngern vorgelebt hat. Ob wir es ihm nachtun können?

Die nachkommende Generation braucht solche Mütter und Väter im Glauben, die priesterlich leben!

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