Die Vorzüge des priesterlichen Dienstes

Es ist ein kostbares Vorrecht, dem Herrn dienen zu dürfen. Dieses Vorrecht hat uns Christus erworben: „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut, und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“ (Offb 1,5b.6). Demnach ist die Gemeinde Gottes ein Königtum, das aus einzelnen Priestern besteht, die Zugang zu Gott haben, und in seinem Auftrag handeln. Wir sind das nicht zum Selbstzweck, sondern wir sind Priester Gottes, des Vaters unseres Herrn Jesus Christus. Das ist das Ergebnis seiner Liebe, seines Todes und davon, dass er uns „von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut“ (Offb 1,5b).
Was bedeutet priesterlicher Dienst praktisch für uns?

1.  Priesterdienst ist heiliger Dienst

Das galt nicht nur dem alttestamentlichen Priestertum, das gilt auch uns: „Ihr seid ein heiliges Priestertum …‘“. Das ist die erste praktische Anwendung, die allen Wiedergeborenen gilt, die nach 1. Korinther 1: „Geheiligte in Christus, berufene Heilige“ und nach 1. Petrus 2,9 „eine heilige Nation“ sind. Heilig steht hier für absolut rein, gerecht, makellos, frei von Sünde, abgesondert für Gott. All das ist der Gläubige durch den Glauben an das vollbrachte Werk des Herrn und infolge der Wiedergeburt durch Gott. Christus „hat uns versöhnt in dem Leib seines Fleisches durch den Tod, um uns heilig und tadellos und unsträflich vor sich hinzustellen“ (Kol 1,22). Er allein hat uns in diese Stellung von heiligen Priestern gebracht. Das geschah aus lauter Gnade. Wir hätten ohnehin nichts dafür tun können. Weil der Herr das getan hat, übernimmt er dafür auch die Verantwortung.
Die andere Seite ist unsere Lebenspraxis. Hier tragen wir Verantwortung. Gott lässt uns in 1. Petrus 1,15.16 wissen: „… wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr heilig in allem Wandel; denn es steht geschrieben: Seid heilig, denn ich bin heilig.“ Da wir nun Priester Gottes sind, ist es unerlässlich für uns, einen heiligen Lebenswandel zu führen, denn Priester stehen im Heiligtum, in der Gegenwart Gottes, um Ihm zu dienen. Da hat nichts Unheiliges seinen Platz. Das würde Gott niemals dulden.
Priester müssen zum Wohlgefallen Gottes abgesondert sein, und zwar von allem, was Seinem Wesen zuwider ist. Sie müssen sich selbst reinigen, „gleich wie Er rein ist“ (1Joh 3,3), weil sie nach 1. Johannes 3,2 die Hoffnung in sich tragen, dass sie „IHM gleich sein werden, denn sie werden IHN sehen, wie ER ist“.
Priester müssen dem HERRN geweiht leben. Auf Sein Wort hören, es als die Wahrheit akzeptieren und Ihm geweiht dienen sind unabdingbare Voraussetzungen, um seiner Verantwortung als Priester Gottes gerecht zu werden.

2.  Priesterlicher Dienst bedeutet, geistliche Schlachtopfer zu bringen

„Ihr seid ein heiliges Priestertum, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlannehmlich durch Jesus Christus“ (1Petr 2,5). Die wohl wichtigste Aufgabe dieses geheiligten Dienstes besteht in der Darbringung „geistlicher Schlachtopfer“. Das Wesen solcher Opfer wird an anderen Stellen der Heiligen Schrift beschrieben:
Römer 12,1: „Ich ermahne euch nun Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, welches euer vernünftiger Gottesdienst ist.“ Hier geht es nicht um das Schlachten, sondern um die Darstellung unserer Leiber, und zwar in der Weise, dass sie allezeit Gott zur Verfügung stehen. Im Grunde genommen gehören ja unsere Leiber schon Ihm. Wenn wir sie Ihm ganz bewusst zur Verfügung stellen, dann wertet Gott das so, als hätten wir ihm etwas von unserem Eigenen geopfert. So ist Gott. Auch das ist Gnade.
Das beste Vorbild in allem ist der Herr Jesus selbst. „Er machte sich zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er in Gleichheit der Menschen geworden ist … und gehorsam war, bis zum Tod am Kreuz“ (Phil 2,7). Gott verlangt von uns nichts, was er nicht schon selbst im Sohn getan hat. Deshalb soll diese Gesinnung des Herrn in uns sein: Gehorsam, selbstlos, demütig. In dieser Gesinnung gab der Herr sich selbst Gott zum Opfer als ein duftender Wohlgeruch. Im Ausleben dieser Gesinnung sind auch wir für Gott ein duftender Wohlgeruch. – Hebräer 13,15.16: „Durch den Herrn Jesus nun lasst uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. Des Wohltuns aber und des Mitteilens vergesset nicht, denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen.“ Frucht der Lippen meint hier: Gebet, Lob, Dank, Anbetung. Wie Wohltun und Mitteilen aussehen kann, beschreibt der Apostel Paulus z. B. in Philipper 4,10-20, wo er sich für die Spende der Philipper bedankt, die das ihre mit ihm geteilt haben. „Ihr habt wohlgetan“, heißt es in Vers 14; und er bezeichnet das von ihnen Empfangene als „einen duftenden Wohlgeruch, ein angenehmes Schlachtopfer, Gott wohlgefällig“ (Phil 4,18).
So wie Gott im Alten Testament Vorkehrungen traf, falls es „Missetaten im Umgang mit heiligen Dingen“ geben sollte, so tat er das auch im Blick auf uns neutestamentlich Gläubige. Selbst wenn wir heiligste Gaben und edelste Opfer brächten, wären sie doch von vielfältigen Schwachheiten umgeben und beeinflusst. Deshalb sind sie trotz ihres Wertes an sich für Gott nicht annehmbar. Sie sind das nur dann, wenn sie durch den Einen, in welchem Gott völlig zufrieden gestellt ist, dargebracht werden. Die Aussage „Gott wohlannehmlich durch Jesus Christus“ meint möglicherweise nicht nur die Annahme des geistlichen Opfers durch Gott, sondern auch, dass die Darbringung dieser Opfer von der Mittlertätigkeit des verherrlichten Herrn, abhängig ist. Hebräer 13,15 scheint diesen Gedanken zu bestätigen: „Durch Ihn nun lasst uns Gott stets ein Opfer … darbringen …“. Aller priesterlicher Opferdienst, der nicht „durch Ihn“ geschieht, ist also eigenwillig und findet nicht Gottes Zustimmung. Die traurige Geschichte von Nadab und Abihu (3Mo 10,1-5) macht deutlich, wie ernst Gott das nimmt.

3.  Priesterdienst bedeutet, die Tugenden des Herrn zu verkünden

Diesen Gedanken finden wir in 1. Petr 2.9: „Ihr aber seid … ein königliches Priestertum …“ Warum? „… damit ihr die Tugenden (Vortrefflichkeiten) dessen verkündigt, der euch berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.“ Wem verkündigen wir das? Nun, zu allererst Gott selbst. Priesterlicher Dienst führt uns ins Heiligtum. Das ist der Ort der Gegenwart Gottes. Es gehört zu den höchsten Vorrechten jedes Gläubigen, im Heiligtum zu stehen und das Herz Gottes durch Darbringung geistlicher Schlachtopfer zu erfreuen, die durch Christus Ihm wohlannehmlich werden. Dies ist höchstes Vorrecht und der höchste Dienst, den jeder Wiedergeborene tun kann und tun sollte.
Wenn wir vor das Angesicht Gottes treten und die Schönheit, die Lieblichkeit, die Vortrefflichkeit und Tugenden unseres Herrn bewundernd preisen, dann wird das, wo immer der Geruch des geliebten Sohnes verbreitet wird, das Wohlgefallen des Vaters finden und sein Herz erfreuen. Dies sollte Vorrang in unserer persönlichen Anbetung haben, aber auch dann, wenn wir uns an seinem Tisch versammeln, jenem Zusammenkommen, das ganz besonders dazu geeignet ist, dem Herzen Gottes Dienste zu erweisen.
Zum zweiten geht Verkündigung „vom Heiligtum“ aus. Wir verkünden die Tugenden Christi unseren Mitgeschwistern und kümmern uns so um das Haus Gottes. Das ist ein sehr praktischer und wertvoller priesterlicher Dienst, der nur gelingen kann, wenn er aus der Gemeinschaft mit unserem Herrn entspringt. Denn er bewahrt Gotteskinder vor geistlicher Unordnung und Verirrung. Der stete Blick auf die Tugenden des Herrn würde sicher nicht nur mancher Brüderstunde und mancher Gemeindesituation ein völlig anderes Gepräge geben, sondern auch dem Einzelnen helfen, priesterlich so zu dienen, wie es nach Gottes Gedanken ist. Auch hierin ist uns der Herr Jesus uns Vorbild, welcher jetzt „zur Rechten der Majestät in der Höhe“ ist und sich allezeit für uns beim Vater verwendet, indem er für uns betet und unsere Blicke auf seine herrliche Person lenken will. Nehmen wir uns Ihn zum Vorbild und beten wir mehr für die Seinen. Wir haben doch „Freimütigkeit zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu“ (Hebr 10,19). Nutzen wir das noch viel mehr.
Drittens hat die Verkündigung der Tugenden des Herrn auch Ungläubige im Blick. In Römer 15,16 schreibt der Apostel Paulus von der ihm von Gott verliehenen Gnade, „ein Diener Christi Jesu zu sein für die Nationen, priesterlich dienend an dem Evangelium Gottes, auf das das Opfer der Nationen angenehm werde, geheiligt durch den Heiligen Geist.“ „Priesterlich dienend an dem Evangelium“ mit dem Ziel, dass Ungläubige zum Herrn Jesus finden, ist ein Gott wohlgefälliger Dienst, denn „Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1Tim2,4). Ungläubigen die Tugenden des Herrn zu verkünden, ist das Beste, was wir machen können. Das taten die Apostel und die Evangelisten der ersten Stunde auch.

4.  Priesterlicher Dienst ist immer gesegneter Dienst

Nicht nur, weil Priesterschaft ein Geschenk Gottes ist. In 4. Mose 18,7 sagt Gott zu Aaron und seiner Familie: „… als einen geschenkten Dienst gebe ich euch das Priestertum.“ Es ist ein überaus herrlicher und erstrebenswerter Dienst für uns, für den unser Herr durch seinen Tod die Grundlagen gelegt hat, damit wir überhaupt fähig sind, Gott und Menschen priesterlich dienen zu können. Sozu dienen ist immer ein Segen für den Priester selbst. Am Bild des Hebopfers, das dem Herrn gehörte, wird das deutlich: Es wurde Aaron und seinen Söhnen gegeben (4Mo18,26.28). Das heißt: Des Herrn Anteil ist auch der Anteil der Priester. Was dem Herrn gehört, gehört auch den Priestern, denn sie sind eng mit Ihm verbunden. Das zeigt uns etwas von dem von Gott verliehenen Adel eines Priesters.
Wenn wir andererseits als Priester Gottes Menschen so dienen, dass wir ihnen den Herrn Jesus groß machen, dann ist das auch für sie ein Segen.

5.  Priesterlicher Dienst geht nicht ohne Gottesfurcht

„Deshalb, da wir ein unerschütterliches Reich empfangen, lasst uns Gnade haben, durch welche wir Gott wohlgefällig dienen mögen mit Frömmigkeit und Furcht. Denn auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“ (Hebr 12,28.29). In der Furcht seines Namens zu leben und zu dienen, bewahrt uns davor, uns selbst zu überheben und höher von uns zu denken, als es sich gebührt. Gottesfurcht hält in uns das Bewusstsein wach, dass wir Gott rechenschaftspflichtig dienen. Nicht zuletzt deshalb ist Gottesfurcht „der Weisheit Anfang“(Ps 111,10).

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