Die Sünde gegen den Heiligen Geist

Von dieser Sünde sprach der Herr Jesus zu seinen Gegnern, die sein Wunderhandeln einer dämonischen Quelle zuschrieben, obwohl er durch die Kraft des Heiligen Geistes Wunder vollbrachte. Sie wird auch als die „unvergebbare“ Sünde bezeichnet. Immer wieder fragen sich Gläubige, ob diese Sünde heute noch begangen werden kann, und manche geraten darüber in seelische Nöte, sie begangen zu haben. Die nachfolgenden Auszüge aus Stellungnahmen verschiedener Ausleger können diesbezüglich für mehr Klarheit darüber sorgen:

Aus dem Wiersbe-Kommentar NT, Bd. 1, zu Matthäus 12,31-37 und Markus 3,29:

Aber was ist diese schreckliche „Sünde gegen den Heiligen Geist“? Kann sie heute noch begangen werden, und wenn ja, wie?

Unser Herr sagte, dass Gott böse Worte gegen den Sohn vergeben wird, aber nicht gegen den Geist. Bedeutet das, dass der Heilige Geist wichtiger ist als Jesus Christus, der Sohn Gottes? Sicherlich nicht. Wir hören oft, wie der Name Gottes oder Jesu Christi gelästert wird, aber selten bis gar nicht der Name des Heiligen Geistes. Wie kann Gott Worte vergeben, die gegen seinen Sohn gesprochen werden, aber dennoch nicht die Worte vergeben, die gegen den Geist gesprochen werden?

Es scheint, als ob diese Möglichkeit nur existierte, während Christus auf Erden wandelte. Jesus schien nicht anders zu sein als irgendein anderer jüdischer Mann (Jes 53,2). Gegen Christus zu reden konnte vergeben werden, während er auf Erden war.

Menschen können die „unvergebbare Sünde“ heute nicht genauso begehen, wie die jüdischen Autoritäten sie begingen, als Jesus auf Erden diente. Die einzige Sünde, die Gott heute nicht vergeben kann, ist, seinen Sohn abzuweisen (Joh 3,16-21.31). Wenn der Heilige Geist den Sünder überführt und den Retter offenbart, mag der Sünder dem Geist widerstehen und das Zeugnis des Wortes Gottes zurückweisen, aber dies bedeutet nicht, dass er alle Möglichkeiten eingebüßt hat, gerettet zu werden. Wenn er Reue zeigt und glaubt, kann Gott ihm immer noch vergeben. Selbst wenn der Sünder sein Herz so verhärtet, dass er scheinbar unempfänglich ist für das Bitten Gottes – solange es Leben gibt, solange gibt es Hoffnung. Allein Gott weiß, ob und wann eine „rote Linie“ überschritten ist. Du und ich, wir brauchen niemals für einen Sünder die Hoffnung verlieren (1Tim 2,4; 2Petr 3,9).

Arnold Fruchtenbaum (Das Leben des Messias):

Die Definition der unvergebbaren Sünde ist daher folgende: Das jüdische Volk lehnte die Messianität Jesu während seiner Zeit hier auf der Erde national mit der Begründung ab, dass er dämonisch besessen war. …

… das Neue Testament macht eine Sache sehr deutlich: Ganz gleich, welche Sünde ein Mensch begangen hat, sie kann dieser Person vergeben werden, wenn sie durch Christus zu Gott kommt. Die Natur der Sünde ist unerheblich. Denn als Jesus am Kreuz starb, ist er nicht nur für einige Sünden gestorben und für andere nicht. Er starb für jede Art von Sünde; und so ist jede Sünde vergebbar für die Person, die durch Jesus zu Gott kommt.

Aber für Israel als Nation war sie damals unvergebbar. … Sie galt jener einen, jüdischen Generation, zu der er physisch sichtbar kam, und der er sich als Messias offenbarte und der er das messianische Königreich in ihren Tagen anbot. …

Die Sünde gegen den Heiligen Geist kann heute kein Individuum (mehr) begehen. Es war auch damals keine individuelle Sünde, denn selbst einzelne Individuen „dieser Generation“ entkamen dem Gericht, wenn sie Jesus als Messias annahmen. Aber als nationale Sünde war sie unvergebbar.

Charles C. Ryrie (Ihr werdet Kraft empfangen):

Man muss nicht sehr lange im Dienst stehen, um mitzubekommen, wie oft Menschen durch die Möglichkeit beunruhigt sind, sie könnten den Heiligen Geist gelästert und damit jede Vergebung für sich unmöglich gemacht haben. Einigen erscheint ihre vermeintliche Lästerung des Geistes so ernst und verheerend und beunruhigt sie so sehr, dass sie außerstande sind, normal zu funktionieren. Von anderen scheint sie als Entschuldigung dafür gebraucht zu werden, dass man sich nicht den Ansprüchen Christi zuwenden mag. Sie denken, weil sie angeblich diese Sünde begangen haben, könnten sie niemals mehr gerettet werden, und so ignorieren sie jeden Ruf des Evangeliums.
Einige definieren es als Weigerung, sich vom Geist zum Reden in Zungen gebrauchen zu lassen.

Was ist die Wahrheit über die Lästerung des Geistes?

Verschiedentlich wurde der Herr Jesus angeklagt, Dämonen durch die Macht Satans auszutreiben, des Fürsten der Dämonen. Es geschah in der Nähe von Kapernaum (Mt 9,34); es geschah in Judäa oder Peräa (Lk 11 ,14-23); aber der klassische Vorfall ereignete sich in Galiläa. Er wird in Matthäus 12,22-32 und in Markus 3,22-30 berichtet.

Die wichtige Tatsache, dass Christus begonnen hatte, Satan zu binden, indem er ihm seine Beute nahm, zeigt, dass das Reich herbeigekommen war (Verse 28-29). Und die Kraft, in der Christus dies wirkte, war die Kraft des Geistes Gottes.

Diese Sünde gegen den Heiligen Geist hatte drei Wesensmerkmale. Sie richtete sich gegen den Heiligen Geist (Mt 12,31-32). Die Pharisäer hatten sich selbst auf die Seite Satans gestellt, als sie Jesus beschuldigten, mit Satan im Bunde zu sein. Ihre Anklage richtete sich nicht einfach gegen Christus, sondern gegen den Heiligen Geist, in dessen Kraft Christus Dämonen austrieb. Was meinte nun der Herr, als er erklärte, dass eine Sünde gegen den Sohn des Menschen vergeben werden könne, nicht aber eine Sünde gegen den Geist? Es bedeutet, dass Menschen seinen Dienst missverstehen könnten und dass dies zwar betrüblich sei, aber vergeben werden könne. Aber sie hatten keine Entschuldigung dafür, die Kraft des Geistes misszuverstehen, denn seine Macht war aus der Zeit des Alten Testaments wohlbekannt (zum Beispiel Jes 61,1-2; Mi 3,8). Sie konnten nicht die Kraft des Geistes missverstehen und weiterhin die Finsternis dem Licht und die Werke Satans den Werken Gottes vorziehen und dennoch erwarten, dass ihnen vergeben werde.

Gegen den Heiligen Geist zu reden ist nicht bloß eine Sünde der Zunge. Die Sünde der Pharisäer lag nicht nur in ihren Worten. Es war eine Sünde des Herzens, die in Worten Ausdruck fand. Ihre Worte offenbarten die Boshaftigkeit ihrer Herzen. Darüber hinaus wurde ihre extreme Bosheit durch die Heiligkeit der persönlichen Anwesenheit Christi noch mehr hervorgehoben. Sie sündigten ihm ins Gesicht.

Um diese besondere Sünde überhaupt begehen zu können, bedurfte es einer besonderen Situation: die persönliche Gegenwart des Christus auf dieser Erde, der Wunder wirkte. Diese Situation heute wieder herbeizuführen dürfte unmöglich sein. Deshalb ist es ebenso unmöglich, heute diese unvergebbare Sünde zu begehen. Solange ein Mensch noch Atem hat, kann ihm jede Sünde vergeben werden.

Der Herr legte seinen Zuhörern ans Herz, ihren Standpunkt für ihn einzunehmen anstatt gegen ihn (V. 30), Buße des Herzens zu zeigen (Verse 33-35) und Worte zu sprechen, die ihre Rechtschaffenheit beweisen anstatt Worte, die zu ihrer Verdammung führen (Verse 36-37).
Seine barmherzige Einladung schloss seine Ankläger mit ein. Sie gilt auch heute noch gleichermaßen für alle, die glauben wollen. So lange jemand noch Atem hat, den Herrn anzurufen und um Vergebung zu bitten, ist keine Sünde unvergebbar (vgl. 1Tim 1,13).

Wenn also jemand meint, er habe die unvergebbare Sünde begangen, so darf er sicher sein: Wenn er zu dem Herrn umkehrt und ihn als seinen Heiland annimmt, so wird ihm jede Sünde, einschließlich der sogenannten unvergebbaren Sünde, für immer vergeben werden.

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