Die gesunde Lehre ist das Fundament

Vom Wert der Predigt

Stell dir vor, du gehst in ein wunderschönes Lokal. Das Ambiente ist einladend, die Aussicht herrlich, das Personal empfängt dich aufmerksam, die Vorspeise ist herrlich… Voller Erwartung stellst du dich auf das Hauptgericht ein. Doch davon wirst du bitter enttäuscht. Es schmeckt überhaupt nicht. Wirst du dieses Lokal jemals wieder betreten, auch wenn Aussicht und Ambiente noch so sehr dazu einladen?

So ist das mit Gemeinden, die viel Phantasie und Zeit darauf verwenden, einen sehr schönen Rahmen zu schaffen. Aber auf der anderen Seite nur eine enttäuschende Predigt anbieten. Die Predigt ist und bleibt das Herzstück eines Gottesdienstes. Sie hat die Aufgabe, die Herzen der Zuhörer mit dem Wort Gottes zu erreichen, Veränderung zu bewirken, das Vertrauen auf Gott und das Wissen um die biblischen Aussagen zu stärken.

Systematisches Lehren

Das oft zitierte Abschluss-Statement der 3. Internationalen Brüderkonferenz über Mission (IBCM3) in Rumänien stellt heraus, dass heute die Weitergabe von „gesunder Lehre“ für Brüdergemeinden weltweit eine wichtige Herausforderung ist. Im Grunde braucht jede Gemeinde ein wohldurchdachtes Konzept, wie sie die Lehre in strukturierter Form weitergibt.

Ohne systematische Lehre entsteht kein Glaube, keine Orientierung, keine Kraft in den praktischen Problemen des Lebens – mit anderen Worten: kein Wachstum. Die Lehre will das Herz als Entscheidungsinstanz des Menschen erreichen und „zum Brennen“ bringen (Lukas 24,32). An diesem Beispiel der Emmaus-Jünger erkennen wir, wie biblische Lehre begeistern und motivieren kann, wenn sie auf eine gute Weise dargeboten wird.

Echtes Lehren hat ein konkretes Ziel, ist strukturiert, systematisch und sinnvollerweise Teil eines Programms, wie z. B. damals in der Schule des Tyrannus (Apostelgeschichte 19,9). Biblische Beispiele sind der Römer- und der Hebräerbrief, die ein Lehrziel in systematischer Weise verfolgen, aber auch auf Fragen und Probleme eingehen. Lehre hat mit harter Arbeit und Disziplin (auch der Formulierungen!) zu tun. Oberflächlichkeit vertut die Gelegenheiten und verunehrt den Herrn.

Notwendigkeit eines Lehrkonzepts

Eine Gemeinde bietet die Lehre in verschiedenen Veranstaltungen an: Predigt, Bibelstunde, Hauskreise, Seminare, Kurse… Alles zusammen muss ein ausgewogenes Ganzes ergeben, das die Bedürfnisse nach Lehre befriedigt, ohne dass die anderen Aufgaben, wie Anregungen zum praktischen geistlichen Leben, seelsorgerliche oder evangelistische Aspekte, in den Hintergrund gedrängt werden. In der Gestaltung unseres Konzeptes gibt uns die Bibel große Freiheit. Sie schreibt nämlich keine Formen fest, sondern hat das Ziel einer systematischen biblischen Belehrung im Auge. Deshalb wird sich unser Konzept nach den konkreten Bedürfnissen der Christen vor Ort richten müssen.

Da kommt z.B. eine neue Generation von gebildeteren Leuten, die gerne diskutiert. Gewinnen wird sie die Gemeinde, die Raum zu offenem Gespräch bietet. Hauskreise sind dazu weit besser geeignet als eine „große“ Bibelstunde.

Wenn wir neue Formen wählen, müssen wir das Ziel der systematischen Belehrung möglichst vieler mindestens genauso gut erreichen wie mit den alten. Wenn allerdings eine Bibelstunde nur noch einen kleinen Bruchteil der Gemeinde begeistert, dann muss diese Form deutlich hinterfragt werden. Die Tradition allein führt dann an den biblischen Zielen vorbei, auch wenn wir noch so viel Druck machen, um den Besuch zu steigern.

Praktische Beispiele

Ich habe Gemeinden kennen gelernt, bei denen die Predigt am Sonntag das Zentrum der Belehrung ist. Auslegungspredigten aus fortlaufenden Texten (im Grenzfall durch die ganze Bibel) bestimmen die systematische Lehre. Die seelsorgerliche Übersetzung ins praktische Leben geschieht während der Woche, möglicherweise sogar anhand der Texte der Sonntagpredigten.

In unseren Gemeinden ist die Auswahl des Themas oder des Textes der Predigt in der Regel dem Bruder überlassen, der die Predigt hält. Die reine Lehrpredigt ist selten, normalerweise werden Ausführungen mit stark seelsorgerlich-praktischer und evangelistischer Komponente erwartet. Dabei sind die Predigten oft gut geeignet, um das Vertrauen auf Gott, eine Korrektur des Lebens und Ermutigung für den Alltag mitzunehmen.

Dieser Ansatz ist sehr gut, wenn die systematische Lehre dann während der Woche vermittelt wird. Dazu gehören neben einer systematischen Auswahl des „Stoffes“ ein hohes Engagement der Lehrer der Bibelstunden oder der Leiter der Hauskreise und die Teilnahme eines ausreichenden Anteils von Gemeindegliedern an den Veranstaltungen. Besonders eine gute Vorbereitung und eine motivierende Vermittlung der Inhalte sind von großer Bedeutung. Schließlich geben wir ja das Wort des allmächtigen Gottes weiter!

Gemeinde braucht Nachwuchs an Lehrern

Wenn die Lehre verarmt, verarmt die ganze Gemeinde. Das dürfen vor allem wir als Brüdergemeinden nicht zulassen, weil wir ja unseren Nachwuchs an Lehrern selbst ausbilden müssen. Deshalb müssen wir Brüder mit Lehrgaben schon in jungen Jahren gezielt fördern, damit sie rechtzeitig im Predigtdienst tätig werden. In unserer Gemeinde kommen z. B. seit mehr als zehn Jahren an einem Sonntag im Monat ausschließlich Brüder zu Wort, die noch jung und wenig erfahren sind. Dabei besteht auch die Möglichkeit zum Feed-back durch erfahrene Lehrer.

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