Der Priester im Alten Testament

1. Begriffserklärung Priester

Das hebr. Wort »kohen«bedeutet ursprünglich „stehen“ und wird wie folgt interpretiert: „als Priester dienen, das Priesteramt verwalten“. Im NT ist das griechische »hiereus« abgeleitet von »hieros« = heilig, geweiht. Allerdings wird dieses Wort weniger im Zusammenhang mit Menschen, vielmehr sonst immer nur im Zusammenhang mit geheiligten Geräten gebraucht.

2. Die Ursache des Aaronitischen Priestertums

Unter dem Begriff „Priester“ waren Personen zu verstehen, die in einem bestimmten engen, unmittelbaren Verhältnis zu Gott standen und das Vorrecht hatten, „vor Gott zu stehen“ (5Mo 10,8; 18,7; 2Chr 29,11; Hes 44,15). Die Priester bildeten eine besondere von Gott berufene Gruppe im Volk Israel (2Mo 28, 1-4; 4Mo 16,5; 5Mo 21,5). Diese Auswahl beschränkte sich auf Aaron und seine Söhne (Söhne iim Sinn von Nachkommen) (3Mo 8,1; Esr 2,62; Hebr 7,14). Der wesentlichste Aspekt dieses Priestertums war, dem Volk Israel Zugang zu Gott, Gemeinschaft mit Gott, zu ermöglichen.

3. Die Stellung des Priesters

Der Begriff „Priestertum“ spricht zunächst weniger von einer Aufgabe, sondern mehr von einer Berufung in eine Stellung hinein. Dieser Gedanke wird besonders in 2. Mose 28 deutlich:

Gott ehrt das Priestertum

V. 2-40: Kleider zur Ehre und zum Schmuck
V. 41: Salben = Ausrüsten und bevollmächtigen
• durch den Heiligen Geist
• auch: unter Schutz stellen (im Sinn von Versiegelung)
V. 41: Ihnen die Hände füllen

Dabei werden gleichzeitig vier „Bedingungen“ des Priesterdienstes deutlich:

  • Heilige Kleider (2Mo 28,1-4; 40-43)
    = ein Bild des Wandels in Heiligkeit (3Mo 10,3: „Und Mose sprach zu Aaron: Dies ist es, was Jahwe geredet hat, indem er sprach: In {Original: An} denen, die mir nahen, {Wörtl.: nahe sind} will ich geheiligt, und vor dem ganzen Volke will ich verherrlicht werden.“
  • Mit Wasser gewaschen (2Mo 29,4)
    = Anwendung der reinigenden Kraft des Wortes Gottes (Eph 5,26)
  • Nahen zu Gott unter der Deckung des Opferblutes
    = Blutbesprengung
    = Freimütigkeit beim Hinzunahen zu Gott,
    wegen der Erlösung durch sein Blut (Eph 1,6-7);
    wegen der Versöhnung mit Gott (Kol 1,21-22)
  • Sprengung des Salböls (1Jo 2,20.27)
    = Salbung (Befähigung) mit und durch den Heiligen Geist

4. Die Aufgaben der Priester im AT

4.1. Gottesdienstliche Aufgaben

  • Zurichten der Opfer (3 Mo 6 und 7)
  • Darbringen der Opfer (Hebr 10,11)
  • Räuchern (1Chr 6,49)
  • Alle notwendigen Dienste im Heiligtum (Hebr 9,6):
    Bedienung des Leuchters (2Mo 25,31ff; 2Mo 27,20; 4Mo 8,1ff); Bedienung des Schaubrottisches (3Mo 37,10ff); Herrichten des Feuers auf dem Brandopferaltar (3Mo 6,1-2)
  • Überwachung aller gottesdienstlichen Handlungen (1Chr 23,13)
  • Reinhaltung des Lagers (3Mo 12) (z.B. die Entfernung der Aussätzigen aus dem Volk; 3Mo 13,45-46)Besonders zu beachten ist 2. Mose 28: „dass sie mir den Priesterdienst ausüben“ (erscheint 4 Mal! in V. 1; 3; 4; 41).

4.2. Dienste für das Volk

  • Mittlerdienst (Hebr 5,1)
  • Rechtsprechung; (5Mo 17,9)
  • Belehrung des Volkes (3Mo 10,11; 5Mo 21,5; 2Chr 17,9; Mal 2,7)
  • Segnung (3Mo 9,23-24; 4Mo 6,22-27)
  • Blasen der Trompeten (Zusammenrufen zum Zelt oder zum Aufbruch) (4Mo 10)
  • Entsündigung (3Mo 8,15)
    dabei: Einsmachung nötig (Handauflegung auf den Kopf des Opfers) (siehe 3Mo 16,21)

4.3. Mittel des Dienstes

  • Wort Gottes (3Mo 8,5; 9,6)
  • Die Kraft des Blutes (Erlösung) (3Mo 8,14-30)
  • Die Wirkungen des Geistes (Salböl) (3Mo 8,30)

4.4. Ergebnis des Dienstes

  • Anbetung (3Mo 9,24)

4.5. Besonderheiten

  • Die Priestersöhne waren mit dem Hohenpriester eine Einheit (3Mo 8,30)
  • Vorrecht: Die Priester durften von einem Teil der Opfergaben essen (Gemeinschaft) (3Mo 8,31-34)
  • Verantwortung: Bei Nichtbeachten der göttlichen Ordnungen des Priestertums bzw. bei Nachlässigkeit drohte der Tod (3Mo 8,35)
  • Erscheinen (Aufleuchten) der Herrlichkeit Gottes beim Befolgen der Anweisungen (3Mo 9,6)

5. Verantwortung der Priester im Alten Testament

5.1. Heiligkeit

Im Sinn von: a) Absonderung, b) Reinigung und c) Weihe

Bestimmender Grundsatz für das Priestertum: „Sie sollen ihrem Gott heilig sein“(3 Mo 21,6)

Zu beachten: Die grundsätzlichen Anweisungen über den Priesterdienst finden sich im 3. Buch Mose, und zwar in unmittelbarer Verbindung mit den Opfern. Grundsatz: Der Sünder bedarf eines Opfers und Priesters.

Die Diensteinsetzung und die Heiligung der Priester geschah vor der Öffentlichkeit. Das spricht zum einen von der Verantwortung dieses Dienstes, zum anderen von dem Vorrecht des Volkes, mit anzusehen, dass da welche waren, die eingesetzt waren, um allen Bedürfnissen des Volkes genügen zu können.

  • Absonderung: 3Mo 8,33-35 > 7 Tage im ‚Zeltbereich‘ bleiben
  • Reinigung: 2Mo 29,4 > Mit Wasser waschen
  • Weihe: 3Mo 8,22-24 > Blut an das Ohrläppchen (Hören auf göttliche Anweisungen);
    > Blut an den Daumen (Dienst verrichten können);
    > Blut an den Zeh (Unterwegssein für Gott)

5.2 Die priesterliche Ordnung

Die priesterliche Ordnung im AT war ein Bestandteil des Gesetzes (Hebr 10,1). Sie hat von daher grundsätzliche Bedeutung im Vorbildcharakter des Priesterdienstes allgemein. Der Priesterdienst und die Einsetzung in diesen Dienst ist ein Gebot Jahwes (3Mo 8,5; 9,6). Wenn es nicht befolgt wird, kann auch die Herrlichkeit Jahwes nicht erscheinen!

(nach einem Referat)

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