Den Sender richtig einstellen

Das Problem der sprachlichen Verständigung

Wenn wir von Kindheit an von unseren Eltern in die Gemeinde mitgenommen wurden, sind wir mit Begriffen und Ausdrücken groß geworden, die in der Gemeinde üblich sind, aber außerhalb der Gemeinde nicht verwendet werden. Manchmal sind wir uns dessen aber gar nicht bewusst.

Nun ist es durchaus legitim, dass wir in unseren Gemeinden ‚christliche Fachausdrücke‘ verwenden. Jede Berufsgruppe (z. B. Mediziner) hat eine solche Fachsprache, und wenn zwei Computerfreaks sich unterhalten, versteht der normale Computeranwender auch nur noch „Bahnhof“. Eine Fachsprache an sich ist nicht das Problem. Das Problem fängt da an, wo der Christ nicht in der Lage ist, einem Nichtchristen verständlich mitzuteilen, was er meint. Daher wollen wir uns erst einmal bewusst machen, was typisch christliche Fachausdrücke sind. Und dann sollten wir überlegen, wie wir diesen Begriff übersetzen können, so dass ein normaler Mensch (ohne christliche Prägung) versteht, was wir meinen. Das kostet etwas Mühe, ist aber notwendig.

Einige Beispiele aus der christlichen Fachsprache:

  • „Wir haben demnächst eine Evangelisation.“
  • „Dann bin ich zum Glauben gekommen.“
  • „Ich habe ein Übergabegebet gesprochen.“
  • „Das Blut Jesu hat mich gereinigt.“
  • „Jesus ist Gottes eingeborener Sohn.“
  • „Ich habe Heilsgewissheit.“
  • „Ich glaube an die Dreieinigkeit.“
  • „Ich hatte Angst vor der Entrückung.“
  • „Dann habe ich mich bekehrt.“
  • „Es geht um deine Errettung.“

Diese zehn Aussagen sind für „normale“ Menschen unverständlich. Daher sollten wir solche Fachausdrücke vermeiden und stattdessen eine verständliche Umschreibung oder Übersetzung des Begriffs verwenden. Diese Liste von christlichen Fachausdrücken ist übrigens keine abgeschlossene Aufzählung und darf gerne noch mit eigenen Beispielen erweitert werden!

Aufgabe: Bitte übersetze die obenstehenden Begriffe/ Aussagen so, dass sie für deinen nicht christlich geprägten Gesprächspartner verständlich sind!

Begriffe mit unterschiedlicher Bedeutung

Ein anderes Problem ist, dass es eine Fülle von Ausdrücken gibt, die wir in der Gemeinde verwenden, die unser Gesprächspartner auch kennt, die für ihn aber eine andere Bedeutung haben. Hier einige Begriffe, auf die das häufg zutrifft: Sünde, Buße, glauben, Wiedergeburt, Himmel und Hölle, Taufe, Geschwister, Welt, verloren gehen, Zeugnis.

Aber nicht nur bei den obigen Bezeichnungen können Missverständnisse auftreten – das kann ständig passieren. Du sagst zum Beispiel zu einem jungen Mann: „Weißt du, Gott möchte wie ein Vater zu dir sein!“ Und er erwidert: „Dann will ich mit Gott nichts zu tun haben!“ Vielleicht bist du zunächst völlig irritiert, aber im weiteren Gespräch erfährst du, welche schlimmen Erinnerungen dieser junge Mann mit seinem Vater verbindet. Diese Informationen helfen dir, seine negative Reaktion besser zu deuten und zu verstehen.

Mit einer einfachen Skizze wollen wir den Prozess der Kommunikation und das daraus resultierende Problem der Entstehung von Missverständnissen verdeutlichen:

Wir sind die Botschafter und wollen unsere Botschaft/Information einem Empfänger übermitteln. Dabei müssen wir berücksichtigen, dass dies nie völlig neutral geschieht. Als „Botschafter“ geben wir unsere Botschaft durch einen Filter weiter, der aus einer bestimmten Prägung, Erfahrung und Situation heraus resultiert (Filter 1). Der „Empfänger“ (Zuhörer, Gesprächspartner) ist ebenfalls geprägt durch seinen Hintergrund, hat Erfahrungen (positiv oder negativ) gemacht und befndet sich in einer bestimmten Situation (vielleicht ist er entmutigt, müde, gereizt). Er hört unsere Nachricht also durch seinen Filter (Filter 2). So kann es passieren, dass eine Information korrekt weitergegeben wurde, der Zuhörer oder Gesprächspartner aber etwas völlig anderes versteht (obwohl er akustisch richtig gehört hat)! Das Ganze gilt natürlich auch in der umgekehrten Richtung – dass ich die Aussagen, Einwände oder Fragen meines Gesprächspartners missverstehe. In den beiden Filtern liegt eine wesentliche Ursache für Missverständnisse.

Was können wir nun tun, um solche Missverständnisse möglichst zu vermeiden?

Wir müssen lernen, empfängerorientiert zu kommunizieren!

Und dafür ist es unerlässlich, dass wir den Gesprächspartner und seine Denkweise kennenlernen. Je mehr wir den anderen kennen (sein Umfeld, seine Situation, seine Denkweise), umso besser können wir uns auf ihn einstellen. Eine Hilfe können auch Fragen sein. Wenn du zum Beispiel etwas über die Liebe Gottes sagen willst, kannst du zuvor fragen: „Was verbindest du mit dem Wort Liebe?“ Je nach Antwort kannst du die Aussagen deines Gesprächspartners über Liebe direkt übernehmen und verstärken, oder du greifst seine Aussagen auf und erklärst ihm, dass die Liebe Gottes viel größer ist. Es geht also um eine Rückkopplung mit dem Empfänger. Besonders wenn wir merken, dass unser Gegenüber anders reagiert, als wir es erwartet haben, müssen wir Rückfragen stellen.

Störungsfreie Übermittlung

Die Skizze mit Botschafter und Empfänger erinnert an einen Rundfunksender und ein Empfangsgerät. Sender und Empfänger müssen jeweils auf die gleiche Frequenz eingestellt sein, wenn die Nachricht störungsfrei übermittelt werden soll. In der Regel sind wir es gewöhnt, den Regler am Empfänger zu betätigen, da wir auf den Sender keinen Einfluss haben.

In unserem Fall ist es jedoch genau umgekehrt: Wir als „Sender“ müssen uns auf die Frequenz des Empfängers einstellen! Wir sind schnell geneigt, unserem Gegenüber unsere Denkweise zu vermitteln, damit er uns verstehen kann. Aber das wäre so, als wenn ein Missionar den Eingeborenen erst einmal seine Sprache beibringt, damit sie ihn verstehen können. Viel wirkungsvoller ist es, wenn wir uns in der Sprache und im Rahmen der Denkweise des Hörers mitteilen. Das ist die beste Voraussetzung für eine effektive Kommunikation.

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