Corona-feste Gemeinde

Nun sind alle Gottesdienste landesweit verboten. Unsere Regierung trifft radikale Maßnahmen, um die Viren-Ausbreitung zu verlangsamen. Besonders gefährdete Menschen sollen geschützt und unser Gesundheitssystem nicht überlastet werden.

Die Lage ist komplex und entwickelt sich schnell. Die Frage, ob dieser Virus wirklich so viel schlimmer ist als die übliche Grippe, beeinflusst zwar weiterhin den Grad der persönlichen Panik oder Zuversicht. Wie wir als Gemeinde mit dem Thema umgehen, hat aber viel weniger mit unserer virologischen Lagebeurteilung oder unserem Gottvertrauen als mit der Liebe zu unseren Mitmenschen zu tun. Um uns herum sind nämlich Menschen, die wirklich Angst haben. Und nicht wenige Menschen, die tatsächlich gefährdet sind, selbst bei konservativer Schätzung. Und über uns haben wir auf verschiedenen Ebenen Verantwortungsträger, die jetzt Lösungswege gehen und die wir dabei unterstützen sollten.

Die ersten Gläubigen hatten einen guten Ruf in ihrer Umgebung. „Sie hatten Gunst beim ganzen Volk“ (Apg 2,47). „Und es war große Freude in jener Stadt“ (Apg 8,8). Vorangegangen war jeweils ein spürbarer, praktischer Einsatz der Jünger Jesu für die Menschen um sie herum, gepaart mit einer mutigen, verständlichen Kommunikation des Evangeliums. Und die Folge war: Männer und Frauen glaubten und ließen sich taufen.

Es steht zu erwarten, dass die aktuelle Krise in den nächsten Wochen zahllose Möglichkeiten zum Gutes-Tun schaffen wird. Viele Senioren innerhalb und außerhalb unserer Gemeinden werden einen Lieferservice brauchen. Und schlichte Zuwendung in der Einsamkeit. Genauso andere Menschen, die unter Quarantäne stehen. Wie genau das alles unser Leben beeinflussen wird, weiß noch niemand, auch nicht, wann der ganze Albtraum wieder abflauen wird. Aber wenn wir irgendwo nicht mehr wussten, wie wir das Evangelium noch weitergeben können – hier entwickelt sich eine konkrete Gelegenheit.

Wir sollten in unserer Umgebung bekannt werden als Teil der Lösung und nicht des Problems. Wie? Naja, wir konzentrieren uns auf das, was seit Beginn der Kirche immer eins unserer Standbeine war und wodurch unser Gott uns in Krisenzeiten immer schon durchgetragen hat: Kleingruppen. Am Anfang traf man sich „in den Häusern“ zum Brotbrechen und gemeinsamen Essen (Apg 2,46), dort lehrten und verkündigten die Apostel (Apg 5,42), dort arbeitete später Paulus immer wieder (Apg 20,20) und dort entstanden dann auch Gemeinden (Rö 16,5; 1Kor 16,19). Natürlich: Wenn es Möglichkeiten gab, im Tempel, in einer Schule oder heute in einem unserer schönen Gemeindehäuser zu arbeiten, dann haben wir das gerne genutzt. Aber wenn es hart auf hart kam, haben wir uns durch alle Jahrhunderte hindurch immer wieder im kleinen Kreis getroffen – wenn es sein musste auch in Katakomben oder im Wald.

In den letzten sieben Tagen lief das so auch bei uns. Alle allgemeinen Veranstaltungen des Gemeindelebens wurden abgesagt. Ob (und gegebenenfalls wie) Geschwister im sehr kleinen Rahmen Gemeinde weiterleben wollten, musste jede Kleingruppe unter Beachtung ihrer Größe, ihres Treffpunkts und des bestehenden Risikos selbst entscheiden. Sehr Senioren-lastige Kreise trafen sich nicht mehr. Ein paar gemischte Hauskreise haben sich Sonntagmorgen in deutlich reduzierter Zahl getroffen – etliche Leute haben sich krankheitsbedingt oder vorsichtshalber abgemeldet. In unserem Wohnzimmer haben einige Geschwister miteinander gesungen, gebetet, ausgetauscht und das Brot gebrochen – natürlich bei guter Belüftung, ohne Händeschütteln und mit einzelnen Bechern. „Ganz Deutschland übernimmt das Konzept der Hausgemeinden! Wer hätte gedacht, dass sich das so schnell verbreitet … :-)“, schrieb mir vorgestern ein Gemeindegründer. Wenn diese Situation dazu führt, dass wir wieder mehr die kleine Ebene der Gemeindearbeit entdecken, dann ist das inmitten all der Verwirrung ein Segen.

ALLERDINGS: Die Dinge entwickeln sich wirklich schnell! Nach den neuesten Äußerungen unserer Regierung können wir hier nicht mehr zur persönlichen Begegnung in Hauskreisen ermutigen.

WIEDERUM: Das biblische Konzept des Miteinanders auf kleiner Ebene müssen wir deswegen noch lange nicht aufgeben. Wenn auch das Zusammenkommen in den Häusern aus seuchentechnischen Gründen nicht mehr zu empfehlen ist, wäre das Äquivalent zu den Treffen in Katakomben oder Wäldern heute wohl das „digitale Wohnzimmer“ bei Skype, Youtube, ZOOM & Co. Nur weil wir uns nicht mehr die Hände schütteln und zusammensetzen sollten, muss die Freude über Gott, das Lernen aus seinem Wort und das Gebet füreinander ja nicht eingestellt werden.

Wohl der Gemeinde, die bereits Hauskreise oder andere Kleingruppen hat! Wir haben in den letzten Tagen unsere Übersicht, welche Geschwister in welchem Hauskreis sind, aktualisiert. Wir möchten gerne sicherstellen, dass in dieser Situation niemand vergessen wird. Wie gut es dann allerdings funktioniert, hängt wie immer vom Einzelnen ab! Ich war sehr dankbar, als eine Schwester heute Morgen über die WhatsApp-Gruppe eines unserer Hauskreise darüber informierte, dass die drei Seniorinnen in ihrer Wohngegend versorgt seien und wie sie mit der Abschottung klar kämen – verbunden mit der Frage, ob noch andere Unterstützung bräuchten. Klasse! Verantwortung für das körperliche, aber auch das seelische und geistliche Wohl der anderen in der Kleingruppe können wir auch per Telefon, WhatsApp und, wo nötig, per Einzelbesuch wahrnehmen, wenn Gruppentreffen gerade nicht gehen. Aber vielleicht gehen sie ja doch – auf digitalem Weg. Wir testen gerade, wie sich das als Zoom-Treffen machen lässt …

Es gäbe noch viel mehr zu bedenken. Der oben erwähnte Bruder fragte weiter, ob wir ein Forum zum Austausch über den Umgang mit dieser Herausforderung haben. Hiermit ist es eröffnet! Schreibt, welche Probleme und vor allem Chancen und Erfahrungen ihr seht und teilen könnt.

Lasst uns bei allem…

  • beten: um Bewahrung und Weisheit – und dass nicht nur unsere Gesellschaft, sondern auch wir Christen wachgerüttelt und durch diese Krise zu den wirklich wichtigen Anliegen Gottes zurückgeführt werden!

  • Gutes tun: wo auch immer sich Gelegenheiten bieten!

  • füreinander sorgen – für Körper, Seele und Geist!

PS: Bei der Christlichen Jugendpflege findet sich eine sehr hilfreiche Ideen- und Materialsammlung zum Thema „Corona und deine Gemeinde“.

6 Antworten zu “Corona-feste Gemeinde”

  1. Doro Brommler sagt:

    Amen! Danke für Deine Worte und Deine Ermutigung, Marco! Seid bewahrt und gesegnet in Bad Kissingen!

    Liebe Grüße aus Ottobeuren
    Doro Brommler

    • Marco Vedder sagt:

      Danke, Doro. Ihr auch! –
      Unser Treffen per Internet (Zoom) hat übrigens prima geklappt! Mit 9 Leuten aus 4 Häusern eine Geschichte/Andacht geteilt, Austausch und Gebetsgemeinschaft – und ein Bewegungslied mit den Kids 🙂

  2. Christoph Matten sagt:

    Hallo ihr lieben
    Wir haben unsere Gemeindestunden auf webex organisiert. Das gute ist, dass die Geschwister ohne Internet sich per Telefon einwählen können. Alle mit Internet können per Webcam dabei sind und sich aktiv beteiligen.
    An unserer Bibel- und Gebetsstunde haben am Mittwoch fast 50 Geschwister teilgenommen. Analog liegt der Besuch bei 20-30 Geschwister.
    Bei allen Abstrichen (Gesang geht nicht Musik nur eingeschränkt) hat es die Geschwister gestärkt. Morgen haben wir dann den erste online Gottesdienst. Wir sind dankbar, dass wir in dieser Zeit der Isolation zumindest die digitalen Möglichkeiten haben
    LG aus Bochum

  3. Wilfried Schäl sagt:

    Hallo, Ihr Lieben,
    gibt es irgendwo hilfreiche Tipps und Vergleiche, welche Programme man für Videokonferenzen empfehlenn kann? Wir haben erste Versuche mit „Bitrix24“ gemacht, Marco sprach „Zoom“ an. Wir würden gern schnell das geeignetste Tool finden.
    Liebe Grüße aus Falkenstein
    Wilfried

    • Marco Vedder sagt:

      ja, schau mal unseren anderen Artikel http://www.gesunde-gemeinden.de/artikel/in-verbindung-bleiben/ – da sind ein paar Optionen genannt. Wir haben jetzt einige Hauskreise und Besprechungen über Zoom gemacht, das läuft ganz ordentlich. Selbst ein Test-Online-Gottesdienst darüber hat ganz gut geklappt, allerdings noch mit nur 30 Leuten. Morgen sind alle eingeladen – ich bin mal gespannt. Die Leute können sich einloggen und dann auch mitbeten z.B., oder per Telefon oder Youtube dabei sein. Hoffe, ihr findet bald, was für euch passt. Herzlichen Gruß, Marco

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