Brauchen wir einen Gabentest?

Hand auf’s Herz: Ich habe auch schon einen Gabentest gemacht. Getreu dem Motto: „Unversucht schmeckt nicht.“ Er hat mir wahrscheinlich nicht geschadet, aber richtig weitergebracht hat er mich auch nicht. Mir scheint, bei einem solchen „Gabentest“ werden eher unsere Neigungen oder auch unsere natürlichen Begabungen etwas klarer. Aber haben diese unbedingt etwas mit den uns von Gott durch seinen Geist gegebenen Gaben und Aufgaben zu tun? Erfahre ich durch einen solchen Test, wo Gott mich haben möchte?
Trotzdem: Wir brauchen einen Gabentest! Wir brauchen sogar einen Gabenträgertest! Und noch eins: Wenn du deine Gaben suchst, und dich mit Gaben – auch anhand eines guten Buches – beschäftigst, bist du auf einem guten Weg! Es zeigt, dass du deinem Gott dienen möchtest und das ist die richtige Einstellung. Das zeichnete auch schon die vorbildlichen Thessalonicher aus. Sie hatten sich zu Gott bekehrt, um „dem lebendigen und wahren Gott zu dienen …“ (1Thes 1,9-10).
Aber: Wie kannst du deine Gaben testen?

Tue das, wofür du keine Gaben brauchst!

Es gibt viele Dinge, für die du keine Gaben brauchst. Das ist einfach das ganz normale Christenleben. Da denke ich an das Gebet, persönlich und in der Gemeinde. Es gibt auch keine Lied-Vorschlag-Gabe oder eine Bibelvers-Vorlese-Gabe zur Mahlfeier. In diesen Diensten fängt dein Gabentest schon an, weil sich im Dienst für Gott zeigt, wo ER dich gebrauchen will! Auch Zeuge Jesu im Alltag zu sein, Licht und Salz dieser Erde, „der alten Oma über die Straße helfen“, die Gemeinderäume putzen …, dazu brauche ich keine Gabe. Das ist normales Christenleben und deshalb ein großes Betätigungsfeld für jeden Gläubigen.

Lebe in inniger Gemeinschaft mit dem Gabengeber!

In 1. Korinther 12,4-6 lesen wir, dass der Geist Gottes die Gaben gibt, der Herr Jesus zum Dienst beauftragt und der Vater dann Frucht wirkt. Das ist interessant: Wenn es um Gaben geht, handelt – wie übrigens auch sonst immer – der dreieine Gott! Wir müssen deshalb in inniger Beziehung mit dem drei-einen Gott leben.

Diene da, wo du Mangel oder Not siehst!

Gott zeigt uns eher unsere Aufgaben als unsere Gaben. Wenn du irgendwo Mangel oder Not siehst, dann frage dich, ob Gott nicht gerade dich gebrauchen möchte, um da zu helfen. Werde vom Kritiker zum Helfer! Gott legt dir eine Last auf dein Herz für das, wofür er dich begabt, um zu dienen. Im Dienen zeigt sich, wo dich der Geist Gottes befähigt, wo der Herr Jesus beauftragt hat, und wo Gott die Bestätigung wirkt.

Erkenne deine Grenzen

Nachdem Paulus in Römer 12 darauf hingewiesen hat, dass unser vernünftiger oder auch logischer, folgerichtiger Gottesdienst darin besteht, unser Leben Gott als Opfer zur Verfügung zu stellen, weist er in V. 3 darauf hin, dass wir nicht höher von uns denken sollen, als zu denken sich gebührt. Gott in unseren Begabungen aber auch in unseren Begrenzungen dienen zu dürfen, schenkt wirklich erfülltes Leben. Dahin wollen wir kommen.

Wir brauchen einen Gabentest

Paulus machte bei den Korinthern einen Gabentest. Ein solcher Gabentest ist auch für unsere Gemeindestunden mehr und mehr nötig. Die Korinther waren der Meinung, je mehr sie die Gabe des Zungenredens in ihren Gemeindestunden pflegten, desto deutlicher würde sich die Gegenwart Gottes zeigen. Aber der Geber der Gaben macht in 1. Korinther 14,19 deutlich: Lieber fünf Worte mit dem Verstand reden, um die Hörer zu unterweisen als zehntausend Worte in Zungenrede. Wenn wir das auf Zeiteinheiten umrechnen, dann ist es besser 45 Minuten eine gute Predigt zu halten als bei einer 40-Stunden-Woche ein halbes Jahr lang in Zungen zu reden. Ich frage mich, welchen Platz so manche neuen „Elemente“ in unseren Zusammenkünften haben. Ich höre, dass wir „Gottesdienst feiern“, von „Lobpreisteams“, die die Lieder heraussuchen, die dann gesungen werden sollen, von Moderatoren, die durch das Programm führen und manchem mehr.
In 1. Korinther 14,26 fasst Paulus diesen Gabentest für die Gemeindestunden zusammen: „Was ist nun, Brüder, wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder … einen Beitrag zum Aufbau der Gemeinde.“ Den Schwerpunkt setzt er eindeutig auf das „Weissagen“, auf die Wortbeiträge, auf das Reden von Gott her zu den Menschen und auf das Reden zu Gott im Gebet.
In Johannes 4,22 macht der Herr Jesus deutlich, dass der Vater solche sucht, die ihn in Geist und Wahrheit anbeten, nicht in Emotion oder seelischer Erhebung.
Wir wollen uns vorbereiten auf unsere Gemeindestunden und Worte suchen, um unseren Vater zu ehren und unseren Geschwistern eine Ausrüstung zu geben für ihren Alltag (Eph 4,11).

Wir brauchen Gabenträgertester

In 1. Timotheus 3,8-13 finden wir Voraussetzungen für Diener in der Gemeinde und in V. 10 lesen wir dann: „Auch sie sollen zuerst erprobt werden, dann sollen sie dienen, wenn sie untadelig sind.“ Dienst für Gott braucht Erprobung und Bestätigung. Wir brauchen Brüder, die nicht nur die Gaben testen, sondern die darauf achten, dass die richtigen Geschwister die richtigen Aufgaben wahrnehmen.

Wir brauchen Gabenträgerermutiger

Die Gabenträgertester müssen zuerst Gabenträgerermutiger sein! Das ist ein wichtiges Aufgabenfeld gerade für Verantwortliche oder auch Älteste in unseren Gemeinden. Paulus schreibt an Timotheus: „Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir, die dir gegeben worden ist durch Weissagung mit Handauflegung der Ältestenschaft!“ (1Tim 4,14). Als Paulus Timotheus kennenlernte, hatte dieser „ein gutes Zeugnis von den Brüdern in Lystra und Ikonion“ (Apg 16,2). Timotheus war bekannt in seinem Dienst im Reich Gottes und diesen Dienst konnten die Brüder und Ältesten bestätigen und ihn für weitere Dienste beauftragen. Geschwister betend beobachten, ihnen Aufgaben übertragen und sie in ihrem Dienst zu bestätigen, das ist eine wichtige Aufgabe gerade für Verantwortliche oder auch Älteste in unseren Versammlungen, wenn es um das Erkennen und Gebrauchen der göttlichen Gaben geht. Das entbindet aber niemanden, sich selbst in den Dienst unseres Retter-Gottes zu stellen. Im Dienst für ihn erhalten wir die Bestätigung seiner Gaben in uns.

(Tabellen aus: Charles C. Ryrie, Ihr werdet Kraft empfangen, CV Dillenburg 2003)

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