Steuert Gott die Evolution? (Das Problem einer „theistischen Evolution“)

In seinem Buch über „Die Entstehung der Arten“ übernahm Charles Darwin einen Ausdruck, der erst fünf Jahre zuvor von einem Philosophen geprägt worden war: „Survival of the Fittest“ – das Überleben der Stärksten, der Fittesten, der am besten Angepassten.

Nachdem Darwin sein Werk 1859 veröffentlicht hatte, fühlten sich viele Christen in ihrem Glauben verunsichert. Bis dahin dachten sie, dass die komplizierten Strukturen der Schöpfung auf die Weisheit Gottes als Planer und Schöpfer hinwiesen.

William Paley (1743-1805) hatte das in einem 1802 erschienen Buch mit seinem berühmten Uhrmacher-Beispiel formuliert:

Wenn du in einer unberührten Landschaft spazieren gehst und dort einen Stein findest, könntest du denken, er hat schon immer dort gelegen. Wenn du dort aber eine Taschenuhr findest, kannst du nicht annehmen, dass sie sich schon immer dort befunden habe. Du weißt sofort, dass du ein intelligent konstruiertes und geschaffenes Objekt vor dir hast, ein „Intelligent Design“.

Heute wissen wir, wie ungeheuer kompliziert unsere gesamte Schöpfung ist, wie ein Teil mit allerhöchster Genauigkeit ins andere greift und wie sie voneinander abhängig sind. Ich erinnere nur an die Feinabstimmung der Naturkonstanten, die man erst in den letzten Jahrzehnten entdeckt hat. Weiterhin erwiesen sich scheinbar einfache Strukturen, wie eine lebende Zelle, als höchst komplex und sind bis heute längst nicht verstanden. Man spricht von einer nichtreduzierbaren Komplexität. Das heißt, es gibt überhaupt keine einfachere Struktur, aus dem sie sich entwickelt haben könnte. Alles muss komplett fertig sein, sonst funktioniert es nicht.

Darwins Theorie bot vor 150 Jahren eine alternative Erklärung dafür, obwohl der Gedanke, dass zum Beispiel das menschliche Auge von ganz allein durch natürliche Zuchtwahl entstanden sein sollte, Darwin selbst im höchsten Grad absurd erschien. Trotzdem verbreiteten seine Gedanken sich rasend schnell, denn die Zeit war dafür reif. Der Fortschrittsglaube war weit verbreitet, und man bemühte sich alle Dinge durch natürliche Vorgänge zu erklären, ohne Gott dafür in Anspruch zu nehmen.

Nun gab es damals aber einen einflussreichen Theologen und Schriftsteller namens Charles Kingsley (1819-1875), der meinte, dass dies doch gar nicht so schlimm sei. Man wisse ja von jeher, dass Gott so weise sei, dass er alle Dinge machen könne; doch nun zeige sich, dass er noch viel weiser sei, indem er alle Dinge so geschaffen habe, dass sie sich selbst erschaffen würden.

Ist das nicht eine geniale Idee? So konnte man den Darwinismus mit der Idee der Schöpfung verbinden. Auch der neue Papst Franziskus I. stimmt dem gerne zu. Er meint, die geschaffenen Dinge könnten sich nach den in sie hineingelegten Gesetzen evolutiv entfalten.

Der schöne Gedanke hat nur den Haken, dass er nicht mit der Bibel übereinstimmt, der Grundlage aller Theologie.

Und damit sind wir beim Thema: Steuert Gott die Evolution? Schuf er gar die Welt und das Leben durch Evolution?

1. Grundgedanken der Evolutionslehre

Unter Evolution versteht man eine langsam fortschreitende Entwicklung zu (meist) höher integrierten, komplexeren Formen im physikalisch-chemischen Bereich (Entwicklung des Weltalls und der Erde), im biologischen (Entwicklung der Lebewesen) und im kulturellen Bereich (Entwicklung der Kulturen, einschließlich der Religionen).

Ein Evolutionstheoretiker (F.M. Wuketits) sagt es so:

„Wir setzen die prinzipielle Richtigkeit der biologischen Evolutionstheorie voraus, ja wir setzen voraus, dass die Evolutionslehre universelle Gültigkeit hat.“

⇒ Damit wurde eine Theorie zu einer Ideologie.

1.1 Behauptete Prinzipien der Evolution im biologischen Bereich

1.1.1. Materialis­mus

Die Welt und alles, was darin ist, hat eine ausschließlich materielle Basis. Eine geistige Urheberschaft für die Materie ist auszuschließen.

„Es ist absurd und absolut unsinnig zu glauben, daß eine lebendige Zelle von selbst entsteht; aber dennoch glaube ich es, denn ich kann es mir nicht anders vorstellen.“ (Ernest Kahane, Biochemiker)

Die Materie ist ewig, unerschaffbar und unzerstörbar. Sie befindet sich in ständiger Bewegung und bringt immer neue Formen hervor.

Die Materie nimmt hier die Stelle Gottes ein.

1.1.2. Selbstorganisation der Materie

Die Evolution setzt Prozesse voraus, die eine Höher-Organisation vom Einfachen zum Komplexen, vom Unbelebten zum Belebten, von niederen zu höheren Stammesformen erlaubt. Diese Prozesse bezeichnet man als Selbstorganisation der Materie. Ursachen dafür seien die sogenannten Evolutionsfaktoren.

Es ist noch nie eine echte Höherentwicklung beobachtet oder nachgewiesen worden.

1.1.3. Zufall und Notwendigkeit

So lautet der Titel eines Essays von Jack Monod, einem Nobelpreisträger für Medizin. Doch der Ausdruck besagt eigentlich, dass man nicht weiß, wie es losging.

Wenn man den Zufall ins Spiel bringt, gibt es keinen Plan und kein Ziel. Aber dann ist eine Höherentwicklung extrem unwahrscheinlich.

1.1.4. Mutation und Selektion

„Mutation und Selektion sind die Motoren der Evolution.“ (Konrad Lorenz).

Mutation ist eine Veränderung in den Erbanlagen, und Selektion die Auslese, das Überleben des Stärksten oder des am besten Angepassten.

Aber bevor zum Beispiel eine Auslese wirken kann, muss ja etwas vorhanden sein:

  • Es ist noch nie nachgewiesen worden, dass aus toter Materie Leben entstehen kann.
  • Auslese erklärt nie das Zustandekommen der Auszulesenden.
  • Es ist noch nie nachgewiesen worden, dass aus einem „niederen“ Organ ein „höheres“ entsteht (Makroevolution). Möglich ist/ sind nur Änderungen vorhandener Organe.

 1.2. Unverzichtbare Inhalte aller Evolutionstheorien

1.2.1. Extrem lange Zeitvorstellungen

Allen Evolutionskonzepten gemeinsam ist eine viele Milliarden Jahre dauernde Entwicklung.

1.2.2. Die Evolution erfolgt ohne jede Lenkung

Es gibt keinen Plan und kein Ziel und demzufolge auch keinen Gott, der das steuert.

1.2.3. Ein einziger Stammbaum

Alle Organismen sind in einem einzigen Stammbaum verbunden, an dessen Wurzel einzellige Organismen stehen.

1.2.4. Ganze Arten müssen sich ändern

Es genügt nicht, die Änderung einzelner lebender Organismen nachzuweisen; die jeweiligen Arten müssen sich komplett ändern. Für den Menschen bedeutet das: Es gab kein erstes Menschenpaar, sondern ein Tier-Mensch-Übergangsfeld.

1.2.5. Ohne Tod gibt es keine Evolution

„Wenn die Individuen nicht stürben, so gäbe es keine Evolution, so gäbe es nicht neue Individuen anderer Eigenschaften. Der Tod der Individuen ist eine Bedingung der Evolution.“ (C.F. v. Weizsäcker)

„Gäbe es keinen Tod, so gäbe es kein Leben. … Ohne das Sterben der Individuen hätte es keine Evolution des Lebens auf dieser Erde gegeben. Wenn wir so die Evolution des Lebens als ein in der Bilanz positives Ergebnis, als eine reale Schöpfung ansehen, akzeptieren wir damit auch unseren Tod als einen positiven und kreativen Faktor.“ (H. Mohr, Freiburg, Biologe.)

Man muss dabei aber nicht nur den Tod der Individuen, sondern auch den Tod ganzen Arten von Lebewesen (Aussterben) voraussetzen.

2. Die Hauptlehren einer theistischen Evolution

Unter theistischer Evolution versteht man die Hinzunahme des Schöpfungsgedankens zum Evolutionsgedanken. Es ist die alte Idee, dass Gott die Materie von vornherein evolutionsfähig geschaffen habe, bzw. dass er in den Evolutionsprozess eingegriffen und ihn dadurch gelenkt habe.

Hauptvertreter einer theistischen Evolution sind Universitätstheologen, Religionswissenschaftler und Kirchenführer. Sie versuchen den Evolutionsgedanken sogar auf die Entstehung der Religionen anzuwenden, einschließlich der jüdisch-christlichen.

Kürzlich äußerte der neue EKD-Chef Heinrich Bedford-Strohm im Gespräch mit Idea:

„Wer eine kreationistische – also gegen die Evolutionstheorie gerichtete – Lehre verbreitet, hat keinen Platz in der Landeskirche.“ (idea Spektrum 46.2014)

Das heißt also: Die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Deutschland bejaht eine theistische Evolution mit allem Drum und Dran und will eigentlich keinen mehr in der Kirche dulden, der die biblische Schöpfung vertritt.

2.1. Evolutionslehre = Wissenschaftlichkeit

Sie wird als prinzipiell richtig angesehen und grundsätzlich nicht mehr hinterfragt, sondern gilt im Großen und Ganzen als Tatsache.

Es kommt regelmäßig der Hinweis, dass die Evolutionsanschauung naturwissenschaftlich ausgesprochen plausibel sei. Zweifel daran seien heute nicht mehr möglich. Es gehöre zur intellektuellen Redlichkeit, im evolutionären Deutungsrahmen zu denken.

2.2. Urgeschichte = menschliche Konstruktion

Die Schöpfungstexte der Bibel bezeugten nur den Glauben des Exiljudentums an Gott, den Schöpfer, als es sich in der babylonischen Gefangenschaft mit den damals und dort herrschenden Religionen auseinandersetzte.

2.3. Urgeschichte = historisch irrelevant

Der Bibel könne man nur ein „Dass“ der Schöpfung entnehmen. Für das „Wie“ seien die Naturwissenschaften zuständig. Die Bibel liefere also keine brauchbaren oder gar verbindlichen Denkansätze, die für die heutige wissenschaftliche Arbeit verwendbar wären.

3. Kritik der theistischen Evolution

3.1. Verlust der Urgeschichte

Das hat weitreichende heilsrelevante Folgen. War die Urgeschichte nicht real, gab es auch kein erstes Menschenpaar.

Gab es Adam und Eva nicht, gab es auch keinen Sündenfall.

Gab es keinen Sündenfall, gab es auch keinen Tod als Folge der Sünde.

Dann brauchen wir auch keine Erlösung vom Tod und keinen Erlöser.

Die Folge: Es gibt keine Erlösung und keinen Erlöser. Wozu brauche ich dann noch Gott?

3.2. Verlust von Gottes Wort

Eine nicht bewiesene Theorie, von der man glaubt, dass sie eine Tatsache ist, wird über die Bibel gestellt.

Die Bibel ist dann nicht mehr Gottes Wort (auch wenn man das noch so nennt), sondern bestenfalls ein frommes Buch, das den Glauben der Verfasser ausdrückt. Sie kann fast beliebig interpretiert werden.

3.3. Verlust des logischen Denkens

Ursprünge können prinzipiell nicht unmittelbar erforscht werden. Man kann bestenfalls plausible Szenarien entwickeln. Das macht man vor allem in populärwissenschaftlichen Büchern. Es gibt aber keine zwingenden Beweise für Evolution. Vorhandene echte Fakten können auch anders gedeutet werden.

3.4. Verlust des biblischen Gottesbildes

Es ist nicht einsichtig, dass sich die Größe Gottes deutlicher zeigen würde, wenn die von ihm geschaffene Welt sich selbständig und selbsttätig entwickelt habe. Dieser sehr subjektiven Idee steht die Destruktivität der Schöpfungsmethode durch Evolution entgegen. Denn Evolution als Schöpfungsmethode beruht auf einem Überschuss an Tod von Individuen und Arten mit den dazugehörenden Begleitphänomenen.

„Ein Gott aber, der eine kosmische Lotterie in Gang setzt, damit Lebensformen entstehen, und der irgendwann eine Art Jackpot mit einem geistbegabten Wesen gewinnt, ist sicher nicht der Gott, der sich in der Heiligen Schrift als Schöpfer offenbart hat.“ (John G. West 2010)

4. Andere Modelle theistischer Evolution

Es gibt wesentlich bibelnähere Modelle, davon einige ältere, die ich jetzt nur erwähnen möchte. Eins war das von dem sogenannten Prä-Adamiten. Es besagt, dass Gott aus einer voradamitischen Rasse Adam herausgenommen, ihm seinen Geist eingehaucht und ins Paradies versetzt hätte, das er vor den verderblichen Einflüssen der Überkultur dieser Rassen schützen sollte. Das andere Modell ist die Restitutionshypothese. Sie besagt, dass zwischen 1Mo 1,1 und V. 2 eine Urwelt mit Saurieren und allem Drum und Dran existierte, dass dann der Fall Satans geschah und die Erde dadurch wüst und leer wurde.

Andere gläubige Wissenschaftler bringen zum Teil deutliche Kritik an der Evolutionslehre vor, und ebenso am Neuen Atheismus. Sie haben aber mit einigen Aussagen der Bibel Probleme und versuchen deshalb, einschlägige Texte anders zu deuten.

4.1. Albrecht Kellner

In seiner Autobiografie beschreibt er seinen langen und abenteuerlichen Weg zum Glauben. Gott hat den exzellenten Physiker zum Glauben geführt, und er begriff dann auch die Widersinnigkeit bibelkritischer Theologie.

Er hat sich kürzlich (7.8. 2014) in einem Aufsatz für Idea geäußert: Ist die Naturwissenschaft mit der Bibel vereinbar?

Kellner vertritt das Urknall-Modell, das interessanterweise den neuen Atheisten ziemlich unangenehm ist, denn es weist ja auch auf einen Anfang hin. Kellner zeigt aber, dass der Urknall gar nicht Ergebnis eines Zufalls sein kann.

Er meint zweitens, dass die Entwicklung der Erde in Etappen geschah. Darauf würde auch die Bibel hinweisen. Die Bibel würde aber die Zeit zwischen Urknall und der Entstehung von Sternen, Asteroiden und der Erde überspringen.

Auf der Erde sei zunächst eine sehr dichte Atmosphäre gewesen, diffuses Licht, sodass Sonne, Mond und Sterne nicht zu sehen gewesen seien. Dann sei ein Teil des Wasserdampfs kondensiert und ein Ur-Ozean entstanden, aus dem sich allmählich die Erde erhob.

In der vierten Phase war dann die Atmosphäre so weit ausgedünnt, dass Sonne, Mond und Sterne sichtbar wurden. Dann seien die Lebewesen im Meer, die Vögel und Landtiere entstanden.

Eine offene Frage sind ihm die Schöpfungstage im Gegensatz zu den Zeitaltern von mehreren Millionen Jahren, wie sie die Naturwissenschaft postuliert.

Dann kritisiert er aber die Evolutionslehre, denn es gibt darin weder einen Nachweis zur Entstehung von Leben aus toter Materie noch für einen Artensprung zur Höherentwicklung.

Sein Fazit: Evolution ohne Gott ist völlig unmöglich.

4.2. Alister McGrath

Hat Mathematik, Physik, Chemie und Theologie studiert. In seinem Buch „Der Gottesplan. Glaube, Wissenschaft und der Sinn hinter den Dingen“ (Brunnen-Verlag 2014) geht er dem tiefen menschlichen Wunsch nach, den Dingen einen Sinn zuzuordnen – denn die Wissenschaft kann so etwas nicht leisten.

Deutlich kritisiert er den neuen Atheismus:

„Ein wahres Opium für das Volk ist ein Glaube an das Nichts nach dem Tod – der gewaltige Trost im Denken, dass wir für unser Betrügen, unsere Gier, Feigheit und unser Morden nicht bestraft werden.“

Der Verfasser, dem man an vielen Punkten gern folgen mag, besteht allerdings auf Urknall und Evolutionstheorie. Nach seiner Meinung würde das alles aber nur mit Gott funktionieren. Wie er zum Schöpfungsbericht und zur Bibel überhaupt steht, erfährt der Leser leider nicht.

4.3. Alexander Garth

Hat das Buch: „Warum ich kein Atheist bin. Glaube für Skeptiker“ (SCM Hänssler 2015) geschrieben.

In 14 Kapiteln erklärt er, warum er kein Atheist ist und man Zeit in sein Buch investieren sollte: Weil Glaube möglich ist … weil der alte und neue Atheismus auch keine Alternativen sind … weil es ohne Gott kein Leben gibt usw.

Garth schreibt sehr lebendig, durchaus jugendgemäß und setzt sich auch mit Fragen von Evolution und Zufall, dem Enthropie-Satz und dem Entstehen von Information auseinander. Auch erklärt er deutlich, dass die kreative Kapazität von Materie ein Mythos ist.

Leider vertritt er eine trotzdem eine theistische Evolution:

„Im Übrigen würde das Schöpfungswunder in keiner Weise geschmälert werden, wenn Gott durch einen langen Evolutionsprozess geschaffen hätte. Wichtig ist, dass Gott schuf.“

Das ist allerdings falsch. Damit verkennt er auch die Schöpfungswunder unseres Herrn Jesus, die alle in kürzester Zeit geschahen.

Und damit macht er Gott zu einem Schöpfer, der sich über Milliarden Jahre hin bei seiner Schöpfung in Millionen von Sackgassen verrannt hätte – nicht gerade ein Zeichen für Intelligenz.

4.4. John Lennox

Autor des Buches: „Sieben Tage, das Universum und Gott. Was Wissenschaft und Bibel über den Ursprung der Welt sagen“ (SCM Brockhaus 2014).

John Lennox sieht er sich als „Wissenschaftler, der die Bibel als Wort Gottes versteht“ und nicht davor zurückscheut, „wissenschaftliche Schlussfolgerungen aus ihr zu ziehen – wo solche gerechtfertigt sind.“

Dann stellt er drei Theorien zur Länge der Schöpfungstage vor:

  1. Ein Schöpfungstag hatte 24 Stunden,
  2. ein Schöpfungstag entspricht einem Zeitalter,
  3. die Tage stellen nur eine logische Abfolge dar.

Aus der Nichtverwendung des Artikels bei dem Wort „Tag“ der ersten fünf Schöpfungstage und der Beobachtung, dass die Vergangenheitsform am Anfang einer Perikope („schuf Gott“) gewöhnlich auf ein Ereignis hinweist, das vor der eigentlichen Geschichte beginnt, schließt Prof. Lennox nun, dass der erste Akt der Schöpfung bereits vor dem ersten Schöpfungstag begann. Das wiederum ermöglicht es ihm, ein enormes Alter des Universums anzunehmen.

Die Tage könnten dann auf eine logische Struktur hinweisen oder auch darauf, dass es einerseits sechs normale Tage waren, zwischen denen jedoch lange Pausen lagen.

Er sagt aber eindeutig, dass laut 1.Mose weder die Kluft zwischen Nicht-Leben und Leben noch die zwischen Tier und Mensch durch ungesteuerte Prozesse überwunden werden kann. In beiden Fällen muss Gott sein schöpferisches Wort sprechen.

Ihm fällt in 1. Mose 1 auf, dass es einen besonderen, direkten Schöpfungsakt für den Menschen gab. Die Menschheit entstand also nicht aus bereits existierenden menschenartigen Lebewesen. Und außerdem: Adam lernt als erstes die Lektion, dass er sich grundsätzlich von allen Tieren unterscheidet.

Dem biblisch-theologischen Einwand, dass der Tod nicht vor dem Sündenfall eingetreten sein kann, begegnet der Verfasser damit, dass in der Bibel nicht direkt ausgesagt würde, dass der Tod über alle Lebewesen gekommen sei, sondern dass das menschliche Sterben die Folge der Sünde sei. Er formuliert vorsichtig: Es „scheint so, als ob die Bibel selbst die Möglichkeit offenlässt, dass Tiere schon vor Adams Sünde gestorben sind.“ (S. 65) Außerdem vermutet der Verfasser, dass es auch Tiere außerhalb des Gartens gegeben habe.

Die Schlange im Paradies betrachtet der Verfasser als Tatsache für die Existenz einer fremdartigen Kreatur, die sich schon deutlich gegen Gott gestellt hatte. Das Böse existierte also schon vor der Sünde der ersten Menschen. (S. 66f.) Diese Macht könnte, so glaubt der Verfasser, „die Schöpfungsordnung der Tiere schon vor dem Auftreten der Menschen verdorben“ haben. (S. 68)

Insgesamt geht Prof. Lennox sehr fair mit anderen Interpretationen des Schöpfungsberichts um.

Er ist sich aber bewusst, dass für jeden Wissenschaftler die starken kosmologischen Hinweise auf ein uraltes Universum sehr schwer mit einer nur 6000 Jahre alten Erde zu vereinbaren sind und suchte deshalb nach Alternativen, ohne die biblische Botschaft zu verfälschen. Er lehnt deutlich eine Schöpfung durch Evolution ab und glaubt selbstverständlich an Eingriffe Gottes in die Schöpfung. Aber die Verbindung der Schöpfungstage mit großen Zeiträumen hat biblisch-theologisch nur eine schwache Grundlage. Auch andere Schriftstellen scheinen nicht so richtig zu der interessanten Interpretation der Schöpfungstage zu passen, die der Verfasser vorgelegt hat.

5. Fazit

Die Evolutionslehre hat sich zu einer Ideologie mit universalem Anspruch entwickelt.

Ihre entscheidenden Behauptungen sind nicht bewiesen. Trotzdem soll sie als Tatsache geglaubt werden.

Bibelkritische Theologen halten diese Lehre jedoch für bewiesen und grundsätzlich für schlüssiger als die Aussagen der Bibel. Damit verlieren sie nicht nur die Urgeschichte, sondern auch das biblische Gottesbild und die Erlösung.

Gläubige Naturwissenschaftler versuchen den Spagat zwischen den derzeitigen Erkenntnissen der Naturwissenschaft und der Bibel, wobei sie bestimmte Behauptungen der Evolutionstheorie deutlich kritisieren, andererseits aber biblische Aussagen mehr oder weniger umdeuten müssen.

Die Haltung der Studiengemeinschaft „Wort und Wissen“ kommt der Bibel am nächsten. Die Basis-Annahmen für ihre wissenschaftliche Arbeit nehmen deren Mitarbeiter aus der Bibel und gehen konsequent von der sechs-Tage-Schöpfung aus.

Die Evolutionstheorie wird effektiv kritisiert, wobei auf einige Probleme (z.B. die Kosmologie und das Zeitproblem) bis heute noch keine Antwort gefunden wurde.

Schuf Gott durch Evolution? Steuert er sie?

Wer von der Bibel als Gottes Wort ausgeht, kann die Ideologie einer Evolution nicht bejahen. Gott hat alles seinem Wesen entsprechend geschaffen, er trägt seine Schöpfung jeden Tag und greift ab und zu auf wunderbare Weise ein.

 

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