Gemeinsam die Aufgabe der Ehe bewältigen

Es fing alles so gut an! Gott hatte die Tiere geschaffen und dann – als besonderes „Highlight“ – den ersten Menschen, Adam. Obwohl alles sehr gut war, fehlte Adam ein Gegenüber. Klar, Gott war sein Schöpfer, und mit ihm hatte er eine ganz enge Verbindung, die Priorität hatte. Und doch, es fehlte ihm jemand auf seiner Ebene, der ihm entsprach. Kein Tier konnte diesem Anspruch genügen. Nach einem besonders tiefen Schlaf brachte Gott zu Adam ein Geschöpf, das ihn auf Anhieb total begeisterte. „Diese endlich ist Gebein von meinem Gebein …“ (1.Mose 2,23).

Da klingt etwas durch von großer Faszination: Endlich ist da jemand, der zu mir passt, mich ergänzt und ein Gegenüber für mich ist! Wie wunderbar! Mann und Frau sind sehr ähnlich und doch so verschieden. Gott hat sich das großartig ausgedacht!

Warum ist es dann nur so, dass manche Ehe mehr einem Ort der Enttäuschung gleicht als einer himmlischen Gabe?

Das kann verschiedene Gründe haben. Einige davon will ich mal nennen:

Unrealistische Erwartungen

Leider haben wir das auch in unserer eigenen Ehe erlebt. Wir hatten Erwartungen aneinander, die eigentlich nur Gott erfüllen konnte. Theologisch war uns das sonnenklar, aber praktiziert haben wir etwas anderes. Wir wissen viel, haben aber Mühe, dieses Wissen in unserem Leben anzuwenden. Wenn ich bei meinem Partner vollkommene Liebe, bedingungslose Annahme und tiefste Geborgenheit suche, dann bin ich einfach an der falschen Adresse. Nach meiner Einschätzung scheitern die meisten Ehen genau an dem Punkt. Ich erwarte etwas von meinem Partner, was mir nur Gott geben kann. Wie gut, wenn mich dann jemand darauf hinweisen kann, dass ich mit meinen tiefsten Sehnsüchten und Wünschen nur beim Herrn Jesus Erfüllung finde. Er gibt mir sogar mehr, als ich für mich brauche. Ich darf meinem Partner etwas davon abgeben, und das macht uns beide froh.

Mangelnde Vergebungsbereitschaft

In Epheser 4,32 heißt es: „Seid aber zueinander gütig, mitleidig, und vergebt einander, so wie Gott in Christus euch vergeben hat.“

Wir kennen alle diesen Vers. Er könnte Ehen retten, wenn wir ihn leben würden. Gott wirbt förmlich darum, dass wir anderen vergeben. Schließlich hat er uns doch auch vergeben in Christus. Wie sollten wir dann nicht vergeben?!

Mit meiner Frau sitze ich einem Ehepaar gegenüber, das große Probleme miteinander hat. Beide werfen sich Dinge vor, die schon vor längerer Zeit passiert sind. Die gegenseitige Bitterkeit liegt förmlich in der Luft. Wie heilsam wäre es, wenn sie sich gegenseitig vergeben könnten!

Durch eigene Fehler haben wir gelernt, wie kostbar es ist, Konflikte zu lösen, anstatt sie unter den Teppich zu kehren. Durch Vergebung und eine zweite Chance (und das immer wieder!) kann jede Ehe neu erblühen.

Unsere Unterschiede „feiern“ anstatt sie zu bekämpfen

Oh ja, Männer und Frauen sind unterschiedlich, sehr sogar. Das wissen wir alle, ob verheiratet oder nicht. Ehepaare haben genau zwei Möglichkeiten, damit umzugehen: Sie können die Unterschiedlichkeit begrüßen oder sich darüber ärgern. „Warum lässt mein Mann immer alles rumliegen?!“ – „Warum muss bei meiner Frau immer alles so ordentlich sein?!“ Genügend Ehepaare reiben sich an solchen Dingen auf. Nach über 20 Jahren Ehe haben wir – Gott sei Dank – endlich verstanden, dass unsere Unterschiedlichkeit bereichernd ist. Die Beziehungsstärke meiner Frau und ihr Sinn für Schönheit (und Ordnung) ist ein großartiger Beitrag für unsere Ehe. Meine Frau freut sich über meine Gabe, vorausschauend zu sein; das fehlt ihr und damit ergänze ich sie.

Einander in Liebe ertragen

Natürlich bleiben da immer noch meine und ihre Macken. Was machen wir damit? Hilft es, einander zu kritisieren und verändern zu wollen? Es verschlimmert nur alles. Der Apostel Paulus würde uns raten, demütig, sanftmütig und langmütig zu sein und einander in Liebe zu ertragen, vgl. Epheser 4,2. Wie praktisch und doch wie schwierig! Aber genau diese Art von anhaltender Liebe brauchen wir in unserer Ehe, denn nur diese göttliche Liebe „bedeckt eine Menge von Sünden“, wie es in 1. Petrus 4,8 heißt.

An meinem Geburtstag schrieb mir meine Frau eine Karte, auf der stand: „Ich habe keine Macken. Das sind special effects.“ Ihre erklärenden Worte, dass sie mich trotz meiner Macken lieben würde, erwärmten mein Herz. Ich fühle mich dann wirklich geliebt, wenn ich trotz meiner (großen und kleinen) Macken geliebt werde. Da bekomme ich durch meine Frau einen Geschmack von Gottes Gnade und bedingungsloser Liebe. Das motiviert mich tausendmal mehr, mich zu verändern, als jede Nörgelei oder Kritik.

Schlussgedanke

Immer mehr komme ich zu der Überzeugung, dass Gnade und Liebe zu lernen und weiterzugeben ein wesentlicher Sinn der Ehe ist. Je länger wir verheiratet sind, desto mehr begeistert uns das. Es ist herrlich, nicht perfekt sein zu müssen und trotzdem geliebt zu werden!

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